Der Asta hofft weiter

■ Neue Gebühren: Zu Semesterbeginn ist die Stimmung an den Unis gedämpft

„Natürlich habe ich bezahlt.“ Harald gehört nicht zu denen, die das Gewissen plagt, weil sie die erhöhte Rückmeldegebühr von hundert Mark gezahlt haben. Und ein bißchen hat Harald schon boykottiert – bis zum ersten Urteil des Verwaltungsgerichtes Mitte September. Als klar war, daß die Studierenden mit ihrer Klage gescheitert waren, blieben nur wenige Tage bis zum Ende der Rückmeldefrist. Um die Mahngebühren und Streß wegen des Kindergeldes zu vermeiden, sputete sich der Politologe mit seiner Nachzahlung. „Unter Vorbehalt“, versteht sich. Seinen Studentenausweis hat er allerdings immer noch nicht.

Auch Yolande hat ein wenig protestiert. Doch als das Bafög- Amt keinen Sinn für politische Proteste an den Tag legte, gab sie nach. „Zum Schluß stehe ich noch ohne Bafög da. Ich mußte zahlen.“ Die Organisatoren des Boykotts hatten ihr geraten, das Geld zu überweisen.

Jan war bis gestern einer der letzten Aufrechten. Doch dann lag die erste Mahnung der Humboldt- Universität im Briefkasten des Musikwissenschaftlers. Jetzt ist auch er mürbe genug, um die hundert Mark zu berappen. „Es hätten einfach mehr Leute mitmachen sollen. Dann wäre die Sache schon gelaufen“, glaubt er.

Harald, Yolande und Jan sind die Prototypen des protestbewegten Studiosus. Denn die Luft ist vorerst raus. Obwohl allen klar ist, daß die Rückmeldegebühren der erste Schritt zu Studiengebühren sind.

„Angenervt, total angenervt“, ist derweil Wolfgang Röcke, als Referatsleiter an der FU zuständig für die Immatrikulation. Das Immatrikulationsbüro versinkt derzeit im Chaos. Rückmeldungen und Neueinschreibungen müssen jetzt gleichzeitig bearbeitet werden. Sonst wurden zunächst die Rückmeldungen, danach erst die Newcomer behandelt.

Viele Studi-Ausweise liegen noch in Hamburg beim Drucker. Und telefonisch kommt man schon lange nicht mehr zu den Sachbearbeitern durch. Trotzdem sieht Röcke bei seinen Mitarbeitern die „innere Bereitschaft zu helfen“. Auch er hält die Urteile mindestens für fragwürdig. „Jetzt wird wohl jeder in seinem Kämmerlein abwägen, ob er die hundert Mark noch verweigern kann.“

„Es war ein Fehler, sich so auf die Gerichtsentscheidung zu fixieren“, kritisiert Holger vom Asta der TU. Die Studierendenvertretung und die „Initiative gegen Studiengebühren“ hätten sich da zu schnell festgelegt. In den vergangenen Wochen hat er viele Gespräche geführt. Vor allem mit Leuten, die zwischen Weiterboykottieren und Aufgeben schwanken. „Die Studierenden müssen selber kapieren, daß Weitermachen Sinn macht.“ Von einem Zusammenbrechen des Protests will er nichts wissen. „Die Verwaltungen können noch gar nicht sagen, wie viele verweigert haben. Die versinken im Papierwust.“

Ulrike Gonzales vom FU-Asta hat die erhöhte Rückmeldegebühr noch nicht an die Universität überwiesen. Über die eindeutige Urteilslage des Verwaltungsgerichtes ist sie fast froh. „Das war eine politische Kampfansage. Immer noch besser als irgendein Kompromiß.“ Zwar müßten die hundert Mark jetzt gezahlt werden. Dafür fixiert sich niemand mehr auf die Gerichte. „Am Boden zerstört sind wir nicht. Die Wut ist eher wieder gewachsen“, meint die Aktivistin kampfeslustig. Christoph Dowe