Folgen des Bahncrashs verseuchen das Wasser

■ Nach fünf Monaten aber teilweise Entwarnung für die Kleingärten

Berlin (taz) – Fünf Monate nach dem Chemiebrand am Bahnhof Schönebeck in Sachsen-Anhalt hat das Magdeburger Umweltministerium teilweise Entwarnung gegeben. Die vor wenigen Wochen am Unglücksort gemachten Nachuntersuchungen hätten ergeben, daß am Ort des Eisenbahnunglücks vom 1. Juni keine Gefahr mehr für Menschen und Umwelt bestehe, sagte Umweltstaatssekretär Wolfram König (Bündnis 90/Die Grünen) am Dienstag in Magdeburg. Auch das Obst aus den Kleingärten könne künftig wieder gegessen werden. Einzig das Grundwasser sei noch verseucht. Diese Auffassung teilten nach Königs Angaben auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) und Greenpeace.

Zumindest beim BUND war man in der Bewertung gestern vorsichtiger. Die Dioxinwerte, die in der Nähe der Unfallstelle gemessen wurden, seien in der Tat unbedenklich, so BUND-Landesgeschäftsführer Oliver Wendenkampf. „Aber die Grundwasserverschmutzung mit Vinylchlorid ist schon heftig.“ Auf 46.000 Quadratmeter nahe der Unglücksstelle werden Vinylchloridwerte im Grundwasser gemessen, die vielfach zu hoch sind. Der BUND- Mann prognostizierte, es werde wohl zwei Jahre dauern, wenn man das Grundwasser ordentlich sanieren und nicht einfach teilweise gereinigtes Giftwasser in die Elbe kippen wolle.

Wendenkampf übte auch noch einmal deutliche Kritik an den Behörden. Nach dem Unfall sei unnötig viel Vinylchlorid in den Boden gelangt. Und auch das Umweltministerium in Magdeburg sei „viel zu langsam in die Strümpfe gekommen“. Inzwischen mache die Sanierung allerdings Fortschritte.

Michael Braungart vom Hamburger EPEA-Umweltinstitut, der für die Zeitschrift Super Illu weit früher als das Ministerium Giftmessungen gemacht hatte, kritisierte gestern, daß mit der Grundwassersanierung nicht gleich begonnen worden sei. „Jetzt wird alles viel teurer.“ Auch die Entwarnung sei verfrüht, eine Garantie für Boden und Obst wolle das Ministerium noch nicht übernehmen. ten