Dänemark läßt Rushdie nun doch einreisen

■ Der bedrohte Autor will den EU-Literaturpreis jetzt annehmen

Kopenhagen (AP/taz) – Die dänische Regierung will den Schriftsteller Salman Rushdie nach anfänglicher Weigerung nun doch ins Land einreisen lassen. Der britische Schriftsteller soll dort den europäischen Literaturpreis erhalten. Rushdie selbst sagte dem Fernsehsender BBC, das dänische Kultusministerium habe sich bei ihm entschuldigt und ihn gebeten, zu der Zeremonie am 14. November nach Kopenhagen zu kommen. Die dänischen Behörden hatten noch am Donnerstag Sicherheitsbedenken vorgebracht und erklärt, die Polizei sei zu sehr mit der Beobachtung von Rockerbanden beschäftigt. Justizminister Björn Westh hatte am Donnerstag abend in einem Fernsehinterview die Entscheidung, Rushdie nicht zur Entgegennahme des Areiston-Literaturpreises der Europäischen Union nach Dänemark einreisen zu lassen, als unangenehm bezeichnet. Rushdie hatte zuvor gedroht, den Preis zurückzuweisen, wenn Kopenhagen seine Haltung nicht ändere. Rushdie sagte, er sei nach der Meinungsänderung der dänischen Regierung erleichtert.

„Es ist eine feige Entscheidung, die genau das Gegenteil von dem ist, was man angesichts der iranischen Drohungen einer Fatwa tun sollte“, sagte der Schriftsteller. Der verstorbene iranische Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini hatte 1989 in einer Fatwa wegen des Romans „Die Satanischen Verse“ zur Ermordung Rushdies aufgerufen.

Eine Sprecherin des Schriftstellers sagte, daß das dänische Rushdie-Komitee mit den Sicherheitsbehörden eng zusammengearbeitet habe und daß diese den Rockerkrieg nicht erwähnt hätten.

Das dänische Rushdie-Komitee forderte den österreichischen Mitpreisträger Christoph Ransmayr auf, die Preisverleihung in der Kulturhauptstadt Europas am 14. November ebenfalls zu boykottieren, wenn Rushdie die Einreise nicht gestattet werden sollte. Der Preis war Rushdie für seinen jüngsten Roman „Des Mohren letzter Seufzer“ verliehen worden.

Dänemark hat Iran wiederholt aufgefordert, den Mordaufruf aufzuheben. In den letzten Jahren hatte Rushdie mehrfach Dänemark und Skandinavien besucht. Sicherheitsprobleme gab es nie, auch wenn er beispielsweise als gar nicht so geheimer Gast in Schweden eine Buchmesse eröffnete. Kommentar Seite 10