Freund der Wale

■ Moby, der Musiker, geht mit Erinnerungen an den Rock auf Tour

Moby war ein Walfisch, mit Nachnamen hieß er Dick, und in Melvilles gleichnamigem Roman verkörperte der weiße Wal die Natur. Mitte der 80er Jahre benannte sich Richard Hall, ein angeblicher Urenkel Melvilles, nach dem Meeressäuger, um sein grundgutes Verhältnis zu kuscheligen Seehundbabys und anderen Tieren zu manifestieren.

Moby, der Musiker, nicht Moby, der Wal, spielte sich schließlich im ausklingenden letzten Jahrzehnt mit den Hardcoreheroen von Flipper und Vatican Commando durch die amerikanischen Punkclubs und -herzen – aber wirklich bekannt wurde der schmächtige New Yorker erst 1992 durch seinen Chart-Hit „Go!“.

Mutig wie nur wenige andere neben ihm, setzte Moby zwei Jahre später in seinem Drang, Leidenschaft und große Gefühle in Musik zu transformieren, diverse Spielarten ein und desselben Genres schroff nebeneinander. Elegische Ambient-Mikrokosmen fanden auf dem Album „Everything Is Wrong“, dessen Titel auf einen zivilisationskritischen Essay Mobys hinweisen sollte, ebenso Platz wie simple Hauruck-Technonummern, oder, ganz wild: überdrehte, megaschnelle Hardcore-Tracks. Daß Moby vom amerikanischen Branchenmagazin Billboard zum King of Techno gekürt worden war und das Album vom Spin-Magazin zur Platte des Jahres 1995 gewählt wurde, verwundert dabei nur wenig: Für die Amerikaner verkörper der Veganer Moby das menschliche Gesicht zum anonymen Trend.

„Alle Musik, die ich in meinem Leben gemacht habe, war immer brutal romantisch“, sagt Moby, „das liegt wohl daran, daß ich diese alten Blues- und Country-Lieder so mag – wegen ihrer melancholisch-traurigen Grundstimmungen.“ Auch sein vor kurzem veröffentlichtes Punkalbum „Animal Rights“ hebt sich durch eine positive Aggressivität aus dem Meer der Veröffentlichungen heraus. „Ich rede von Energien, die Musik vermitteln kann, von Leidenschaft.“ Erst nach dieser Feststellung wird der erneute Stilwechsel zum schnellen Gitarrenrock plausibel. Und in seinen Liveshows, die aufgrund ihrer präzisen Formulierung von Wucht und Krach zur Zeit sehr sehenswert sind, interpretiert Moby sogar seine aus den Hitparaden bekannten Ballertechnonummern neu: „Die Stücke im Hardcoresound zu spielen, fiel erstaunlich leicht. In dem Maße, wie ich immer weniger Gemeinsamkeiten mit den Entwicklungen in der Technoszene finden konnte, erwachte meine Aufmerksamkeit zur gitarrenorientierten Rockmusik neu. Ich mochte plötzlich wieder traditionelle Rockideen, statt mich um Underground-Dance- Music zu kümmern, die in meinen Augen immer virtuoser und esoterischer zu werden droht.“ Max Dax

Termine: 9.11. Bremen, Wehrschloß; 10.11. Berlin, Loft; 11.11. Herford, Phuture Club; 12.11. Köln, Luxor; 13.11. Essen, Zeche Carl; 14.11. Dresden, Star Club; 16.11. München, Backstage; 17.11. Offenbach