■ Mit Subventionen auf du und du
: Aufstand der Oliven

Madrid (taz) – Spaniens Olivenbauern sind zufrieden. Dank reichlicher Regenfälle erwarten sie für diesen Winter eine Rekordausbeute von 650.000 Tonnen Olivenöl. Zum zweiten sind die radikalen Reformpläne des EU-Agrarkommissars Franz Fischler für den EU-Speiseölmarkt auf Eis gelegt.

Fischler will die Organización Común de Mercado de Aceite (OCMA) komplett umstrukturieren. Nur die private Lagerung überschüssiger Produktion soll noch erlaubt sein. Zusätzlich sollen die europäischen Subventionen von fast drei Mark pro produziertem und 25 Pfennig pro gehandeltem Kilo Öl durch die pauschale Zahlungen von neun Mark pro Olivenbaum ersetzt werden.

Dieser Plan ließ in Spanien Alarmglocken läuten. Das Madrider Landwirtschaftsministerium prognostizierte drastische Ertragseinbußen – nicht nur weil die Brüssler knapp 50 Millionen Olivenbäume zuwenig erfaßt hatten. Pauschale Baumsubventionen würden zudem zur Vernachlässigung der Qualität verleiten, hieß es.

In den vergangenen Jahren hatten Trockenheit und, so wird gemunkelt, Spekulation durch italienische Produzenten die Preise pro Kilo Olivenöl auf bis zu zehn Mark hochschnellen lassen. Italienischen Firmen gehört mittlerweile ein erheblicher Teil der spanischen Fabriken. Sie sollen das Angebot durch Aufkäufe von Oliven und fertigem Öl künstlich verknappt haben, um danach ihre eigenen Produkte in den spanischen Supermärkten anzubieten. Als Folge der Preisexplosion stiegen 15 Prozent der Konsumenten auf Sonnenblumenöl um.

Für die im Dezember beginnende diesjährige Ernte wird nach ausgiebigen Regenfällen eine doppelt so hohe Menge wie im vergangenen Jahr erwartet. Die Preise könnten dann wieder auf rund 6,50 Mark pro Kilo sinken. Für die Folgejahre werden sogar noch höhere Ernten und damit noch niedrigere Preise vorhergesagt – zu niedrig, meinen die Bauern in den weniger produktiven Regionen wie Galicien oder Extremadura. Dort rechnet man, im Gegensatz zur Spitzenregion Andalusien mit ihren 446.000 Tonnen, nur mit knapp 19.000 Tonnen Öl. Ohne staatliches Eingreifen in den Markt fürchten die Bauern um ihre Existenz. Deshalb fordern sie eine Fortsetzung der Subventionspolitik mit etwas anderen Mitteln. Gespart werden soll lediglich durch Bekämpfung des Mißbrauchs von Beihilfen, wie sie ihn den Italienern ankreiden.

Nachdem im Oktober rund 5.000 spanische Olivenbauern in Brüssel demonstriert hatten, versprach Fischler, sein Reformprojekt zu überdenken. Alexa Meyer