Das Portrait
: Barbe, die Sozi-Springerin

■ Angelika Barbe

Nur der Anlaß hatte noch gefehlt – seit 1992 hadert die Mitbegründerin der Ost- SPD, Angelika Barbe, mit ihrer eigenen Partei: Den brandenburgischen Ministerpräsidenten Manfred Stople (SPD) wollte Barbe aufgrund seiner Stasi-Kontakte nicht als Landesvater für Brandenburg akzeptieren. Gegen die Aufnahme des einstigen SED-Politbüro-Referenten Manfred Uschner in ihren Berliner SPD-Landesverband lief sie Sturm. Vergeblich. Und ihre Anwürfe gegen den SPD-Ostpolitiker Egon Bahr, er habe das Unrecht des DDR-Staates und den Charakter der SED verharmlost, kosteten die kompromißlose Bürgerrechtlerin Barbe 1995 ihren Posten im Bundesvorstand der Partei.

Gestern nun wechselte die gebürtige Brandenburgerin gemeinsam mit der Bündnisgrünen Vera Lengsfeld ins Lager der Christdemokraten. Sowohl die Bündnisgrünen als auch die SPD unterschätzten, so erklärten gemeinsam Barbe, Lengsfeld und fünf weitere Bürgerrechtler, die Gefahr einer Machtbeteiligung der PDS. Der Schritt aus der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ist in diesem Sinn eine konsequente Fortsetzung ihrer Politik.

Die studierte Verhaltensbiologin, Jahrgang 1951, Mutter von drei Kindern, engagierte sich in der DDR in der Friedensbewegung und wurde auch wegen eines Ausreiseantrags, den sie gemeinsam mit ihrem Mann gestellt hatte, von der Stasi überwacht. Nach dem Fall der Mauer war denn auch die Aufarbeitung der Stasi-Geschichte ihr Steckenpferd.

Im März 1990 für die SPD in die Volkskammer gewählt, trat Barbe im Oktober 1990 ihr Mandat im Bundestag an, das sie aber bei den Bundestagswahlen 1994 wieder verlor. Anschließend wurde sie Assistentin des Ärztlichen Leiters eines Berliner Krankenhauses in Prenzlauer Berg. Auch für den Einzug ins Berliner Abgeordnetenhaus hat es 1995 nicht mehr gereicht – sie verlor als Direktkandidatin für den Berliner Wahlkreis Marzahn/Hellersdorf – eine PDS-Hochburg – gegen den PDS-Vorzeigemann Gregor Gysi. Nachdem die unauffällige und in ihrer eigenen Partei nicht einmal mit einem Listenplatz für die Berliner Abgeordnetenhauswahlen ausgestattete Bürgerrechtlerin der SPD den Rücken gekehrt hat, muß sie sich jetzt mit den Blockflöten in der CDU auseinandersetzen. Und mit einer Partei, gegen deren restriktive Politik gegen den Paragraphen 218 sie 1990 in der Volkskammer ankämpfte. Barbara Junge