Unterm Strich

Mit erheblichem logistischem Aufwand konnte ein Umzugunternehmen von Mönchengladbach nach Berlin im Dienste der Kunst abgeschlossen werden. Joseph Beuys' Installation „Unschlitt/Tallow“ kann ab sofort in der Sammlung Marx im Hamburger Bahnhof zu Berlin besichtigt werden. Besonders froh zeigten sich die Museumsleute, daß das im Lauf der Jahre ein wenig porös gewordene Werk beim Transport keinen Schaden genommen hat.

Für die Neuaufstellung der 1977 geschaffenen Skulptur hat Beuys selbst vier Fassungen hinterlassen. Außerdem stand der langjährige Beuys-Mitarbeiter Heiner Bastian mit Rat und Tat zur Seite. Die abstrakte Skulptur, die an Treibeisflächen erinnert, finden die Besucher in unmittelbarer Nähe von zwei weiteren großen Installationen: „Straßenbahnhaltestelle“ und „Das Ende des 20. Jahrhunderts“.

Kurz vor Jahresende wollen wir noch ein wenig den Niedergang der einheimischen Sehkultur beklagen. Fünf Millionen Menschen zwischen Flensburg und Konstanz wollten sich das zweite Leinwandspektakel des „Bölkstoff“ trinkenden Motorradfreaks Werner nicht entgehen lassen und machten „Werner – das muß kesseln!“ zur mit Abstand erfolgreichsten Filmproduktion aus deutschen Landen.

Die Branche selbst gibt sich verhalten, aber nicht unzufrieden. Bis zum Ende des Jahres werden sich 135 bis 137 Millionen Zuschauer – nicht zuletzt dank des Hollywood-Deutschen Roland Emmerich und seines Megahits „Independence Day“ – vor den Leinwänden Deutschlands versammelt haben. Das sind deutlich mehr als im Vorjahr und auch mehr als im starken Kinojahr 1994. Unter den sechs Filmen, die 1996 eine Million Zuschauer anzogen, waren vier Komödien – „Männerpension“, „Superweib“, „Irren ist männlich“ und „Echte Kerle“ – sowie die beiden Animationsstreifen „Werner“ und „Pinocchio“. Das treibt den Freund der gehobenen Filmkunst ja gerade zur Verzweiflung.

Skandalstufe eins war schnell ausgelöst. Zur Dark- Christmas-Party im Münchner Stromlinien-Club waren gestern die britischen Bands Death in June, Kapo und Strength Through Joy angetreten. Alle drei Gruppen waren vom Infoladen der Antifaschistischen Aktion München bezichtigt worden, den „Nationalsozialismus und die faschistische Ideologie zu verherrlichen“.

Vollkommener Unsinn, befand der Veranstalter Mark Hermeking. Die Musiker, meinte er, könnten gar keine Faschisten sein. Sie seien erstens Briten und zweitens schwul. Das Hantieren mit Nazisymbolen sei eher eine Art Fetischkult. Vor einigen Jahren hatten die Bands außerdem auf einem Antifa-Forum gespielt. Die Kostümierung der Bands sei eine Mischung aus Uniformen der Roten Khmer, der NVA und der Bundeswehr.