Brandteppich angelüftet

■ Dolgenbrodt: Ermittler profitieren von Zwistigkeiten unter Dorfbewohnern

Berlin (taz) – 2.000 Mark für den Brand, den fünffachen Betrag fürs Maulhalten: Insgesamt 12.000 Mark soll Silvio J. dafür bekommen haben, daß er 1992 ein bezugsfertiges Flüchtlingsheim im 260-Einwohner-Dorf Dolgenbrodt südlich von Berlin angezündet und verschwiegen hat, daß er dazu von Dorfbewohnern angestiftet wurde.

Morgen wird die Staatsanwältin Petra Marx in Franfurt (Oder) zwei Männer verhören, die nach ihren Erkenntnissen die dafür notwendigen Molotowcocktails gebastelt haben. Der Drahtzieher des Anschlags soll jedoch der Blumenhändler Thomas O. gewesen sein, der Mitte Januar festgenommen wurde, nachdem Silvio J. ausgesagt hatte, daß er von ihm seinen Sold bekommen habe. Marx glaubt, daß noch weitere Dolgenbrodter beteiligt waren, denn die Summen, die Thomas O. gezahlt hat, sollen im Dorf bei einer Art Anschlagskollekte eingesammelt worden sein (taz v. 23.1. 97).

Der 23jährige Hochbaufacharbeiter Silvio J., der zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt wurde, bestreitet, den Brand selbst gelegt zu haben: Zur Bild am Sonntag sagte er, bloß Geldkurier gewesen zu sein, nicht der Brandstifter. J., der inzwischen als Bauunternehmer in Königs Wusterhausen tätig ist, gab an, er habe Thomas O. belastet, weil dieser ihm geschäftlich 14.000 Mark schuldig geblieben sei. uwi