Jeder für sich, Gewinn für alle

■ Bewag-Poker: Deutsche Stromkonzerne bieten nicht mehr gemeinsam, sondern legen abgesprochene eigene Angebote vor. HEW als überraschender vierter Bieter

Erfolgreiche Pokerspieler wechseln öfter mal die Strategie. Deshalb haben die deutschen Stromkonzerne beim Kuhhandel um die Bewag jetzt das Motto „Gemeinsam sind wir stark“ aufgegeben und sich wieder auf die Maxime „Getrennt marschieren, vereint schlagen“ verlegt. Gestern wurde bekannt, daß die Atomkonzerne Veba und Viag, Mutterunternehmen der Preag und des Bayernwerks, ihre Allianz im Bieterverfahren aufgelöst und eigene Angebote vorgelegt haben. Als vierter Bieter neben den Deutschen und dem amerikanischen Stromkonzern Southern Company tauchte überraschend die Hamburger HEW wieder auf, wie ein HEW-Sprecher gestern bestätigte. Damit versuchen die deutschen Stromkonzerne einer Falle zu entgehen, in die sie sich selbst manövriert hatten. Denn nach einer alten Übereinkunft von Viag und Veba, nach der die beiden Konkurrenten auf dem deutschen Strommarkt bei der Bewag nur gemeinsam und in Absprache ihre Anteile erhöhen wollten, hatten die beiden Unternehmen im Dezember ein gemeinsames Angebot vorgelegt. Damit hatten sie allerdings ihre Chancen eher verschlechtert: Denn das Bundeskartellamt hatte deutlich gemacht, daß es eine Erhöhung der Preag-(Veba-)Anteile an der Bewag untersagen werde, was die Chancen für das deutsche Gesamtpaket verminderte. Nach Informationen des Handelsblattes haben sich die deutschen Konzerne, die auf jeden Fall das Eindringen des amerikanischen Unternehmens Southern Company auf den bislang abgeschotteten deutschen Markt verhindern wollen, trotzdem abgesprochen: Demnach soll die Preag nur 14 Prozent der Bewag-Anteile übernehmen, Viag und HEW gemeinsam allerdings 36,8 Prozent, um 50,8 Prozent der Bewag in deutschen Händen zu sichern.

Ob ein solcher Schachzug allerdings Gnade vor den Augen des Kartellamts finden wird, ist fraglich. Elke Zeise von der Aufsichtsbehörde sagte, bisher habe es eine solche Situation noch nicht gegeben. Die geplante Erhöhung der Anteile durch die Preag, die bisher bereits wie das Bayernwerk 14 Prozent der Stammaktien hält, auf dann 28 Prozent überschreite die Toleranzgrenze. Möglich wäre für die Preag auch der Erwerb von Kapitalanteilen ohne Stimmrechte. Auch ein Engagement der Viag, die über den Bewag-Kauf ihre Stellung als indirekter Vorlieferant der Bewag durch die bestehende Beteiligung am Umlandstromversorger Veag ausbauen wolle, müsse „geprüft werden.“ Ähnliches gelte für die Beteiligung der HEW, die seit kurzem zu 12,5 Prozent der Preag gehören. Bernhard Pötter