Streit um Kosten und Kontrolle bei Altenpflege

■ Ärzte kritisieren Pläne der Krankenkassen zur Überprüfung von alten Patienten

Als „gesundheitspolitisch verantwortungslos“ hat Ärztekammerpräsident Ellis Huber die geplante Überprüfung von Klinikaufenthalten älterer Patienten durch die Krankenkassen kritisiert. Diese Art der Kontrolle sei „Bürokratenwahn“ und teuer, sagte Huber.

Er reagierte damit auf die Ankündigung der Kassen, bei über 65jährigen die Notwendigkeit einer Krankenhausbehandlung zu überprüfen, um die Verweildauer in der Klinik und damit die Kosten zu senken. Der Ärztekammerpräsident plädierte dafür, „die institutionelle Trennung zwischen Pflege und Krankenhaus aufzuheben und den Krieg zwischen Kranken- und Pflegekassen zu beenden“. Die hohen Kosten im Klinikbereich sind nach seiner Darstellung ein Managementproblem von „zuviel Kontrolle und Verwaltung“.

Die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände will ab Februar erstmals damit beginnen, eine Vielzahl von Klinikpatienten über 65 vor Ort vom Medizinischen Dienst begutachten zu lassen. Ziel ist zu überprüfen, ob sie zu Recht eingewiesen wurden.

Hintergrund ist die Debatte über steigende Kosten für Klinikaufenthalte älterer Menschen. Krankenkassen erheben unter anderem den Vorwurf, eigentlich pflegebedürftige ältere Menschen kämen öfter für längere Zeit ins Krankenhaus statt in eine Pflegeeinrichtung. Im einen Fall zahlt die Kranken-, im anderen die Pflegekasse. Andererseits vermuten die Kassen auch, daß ambulant zu behandelnde Symptome teils unnötigerweise in der Klinik therapiert werden. Die Kassen wollen nach Angaben der Krankenhausgesellschaft künftig nur noch befristete Kostenübernahmegarantien für ältere Patienten abgeben.

Der Chefarzt am Humboldt- Krankenhaus, Professor Martin Molzahn, nannte vor allem die Altersgrenze willkürlich. Eine Einweisung erfolge ohnehin nur, wenn sich Haus- und Klinikarzt darüber einig seien.

Die Kassenärzte halten den Vorwurf für ungerechtfertigt, daß Patienten zu schnell oder in die falschen Kliniken eingewiesen werden. Ein Problem sei allerdings die „Selbsteinweisung“ von Patienten beispielsweise bei Krankheiten am Wochenende, sagte die Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung. Dem versuchten die Ärzte mit einem dichteren Netz von Notfallstellen entgegenzuwirken. AP/ADN