■ Vorschlag
: Orphische Filmwelt: „Titty Twist“ von Carl Andersen in der Brotfabrik

Die Filme von Carl Andersen haben vor allem Klasse Titel: „I was a Teenage Zabbadoing and the Incredible Lusty Dust Whip From Outer Space Conquers the Earth versus the 3 Psychedelic Stooges of Dr. Fun Helsing and fighting against Surf Vampires and Sex-Nazis and have Trouble with this endless Titilation“ hieß der erste Film des gebürtigen Wieners. Mit seinem Psychosexthriller „Mondo Weirdo – A Trip To Paranoia City“, erlangte der No-budget-Regisseur sozusagen „Kultstatus“. Es gibt keinen deutschen Undergroundstreifen, der so entschlossen sexuell und unaffektiert „dreams full of beauty and destruction“ mit Freud und Vampirgeschichten vermischt.

Zur Wende kam Andersen nach Berlin, organisierte eine Weile das Trashfilmprogramm im „Checkpoint-Kino“, schrieb wie sein älterer Kollege Lothar Lambert Filmkritiken und drehte in dessen Geist sozusagen „Killing Mom“, seinen ersten Berlin-Film, der beeindruckend musikalisch vor allem die Krisen des jugendlichen Begehrens behandelt. Der neue, wie gewöhnlich selbstfinanzierte Film von Carl Andersen gibt sich trotz des Titels „Titty Twist in Hell – Orphea & Eurydike in Love“ eher zahm. Mag sein, weil auch Andersen in der Provinz als Frauenfeind denunziert wurde; mag sein, weil seine Heldinnen das erste Mal vor der Kamera standen. Schamgrenzen, wie noch in Mondo Weirdo, werden jedenfalls nicht überschritten. Die Sexszenen zwischen zwei Frauen (das ist erlaubt) kommen psychedelisch dunkelbunt daher, doch vermißt man ein wenig das pornographisch-subversive Element seiner alten Filme. Manchmal wirkt „Titty-Twist“ wie eine Stilübung auf dem Weg zu anderem. Es geht um die junge Filmemacherin Orphea. Von blöden Filmhochschülerinnen wird sie als Schlunze beschimpft und in den Tod getrieben, vom fiesen Arzt Dr. Charon ins Leben zurückgeholt. Dort kann sie nur bleiben, wenn sie regelmäßig wichtige Medizin zu sich nimmt.

Zwischen Leben und Tod träumt die schöne Heldin von Eurydike, die sie dann in der von einem sehr komischen Lothar Lambert bewachten Unterwelt findet. Außerdem dabei: Claus Löser von der „Brotfabrik“ als Blödsinn erzählender „Wum Wunders“ und Schneewittchens siebter Zwerg, der seine sechs Kollegen gemeuchelt hat. Wer Andersens Filme kennt, wird ein bißchen enttäuscht sein; allen anderen sei gesagt, daß der Film immer noch besser ist als das meiste, was hierzulande so produziert wird. Detlef Kuhlbrodt

„Titty Twist in Hell“, bis 12.2., 23 Uhr, Brotfabrik, Wisbyer Str. 3