■ Cash & Crash
: Dollar im Steigflug

Berlin (taz) – Gelobt sei, wer in den Dollar investiert hat. Die US-Währung ist derzeit mit 1,70 Mark so teuer wie seit drei Jahren nicht mehr und hat gegenüber dem vergangenen Frühjahr um glatte 15 Prozent zugelegt. Wer also Dollar gehortet oder billig gekauft hat, kann jetzt damit hervorragende Renditen erzielen. Aber warum ist der Dollar so teuer?

Das hängt zum einen sicher mit dem lang andauernden Wirtschaftswachstum in den USA zusammen. Seit Jahren wächst die US-Wirtschaft um drei Prozent und mehr, zur Zeit liegt die Wachstumsrate bei 3,5 Prozent. Die Folge sind nicht nur niedrigere Arbeitslosenzahlen, die boomenden US-Firmen sind auch für internationale Anleger interessant, die angesichts der schleppenden Wirtschaftsentwicklung in Europa und Japan nicht sehen, warum sie ihr Geld in London, Frankfurt oder Tokio anlegen sollen.

Die Folge ist der Boom an der Wall Street. Microsoft-Chef Bill Gates konnte zusehen, wie sein 24-Prozent-Anteil an der Softwarefirma 29 Milliarden Dollar wert wurde, und auch Hunderttausende Kleinanleger profitieren. Wer am boomenden US- Aktienmarkt mitverdienen will, muß aber Dollars einsetzen, um die Aktien zu erwerben. Der dritte Faktor, der den Dollar nach oben treibt, ist der höhere Rohölpreis. Weil das Rohöl immer noch im wesentlichen in Dollar bezahlt wird, steigt mit den Preisen über 20 Dollar je Barrel (159 Liter) auch die Nachfrage nach Dollars, der Dollar wird noch teurer. Vom Ölpreis, der in den vergangenen Monaten sogar 25 Dollar je Barrel ereicht hatte, profitiert derzeit auch das britische Pfund, dessen Kurs auf knapp 2,75 Mark gestiegen ist.

Gegen diese Nachfragetrends kommen auch die Notenbanker der beteiligten Staaten nicht an.

Auf dem Gipfel der G-7-Finanzminister und Notenbankchefs in Berlin wurde viel über den zu hoch bewerteten Dollar geredet, die Börsenprofis ließen sich nicht beeindrucken. Bundesbankvizepräsident Johann Gaddum und der Präsident des Europäischen Währungsinstituts, Alexandre Lamfalussy, versuchten zu Wochenbeginn den Dollar herunterzureden, doch auch sie hatten keinen Erfolg. Zu stark sind die Trends.

Heimlich freuen kann sich nur Theo Waigel. Wenn die Bundesbank nämlich 1997 ihre in den vergangenen Jahren billig eingekauften Dollar teuer wieder losschlägt, könnte die Bundesbank einen satten Gewinn verbuchen. Und den kann Waigel in Zeiten großer Haushaltslöcher gut gebrauchen. ten