Hauptstadtopfer SFB

■ ARD-Chef will Hauptstadtsender. Absage an bisherigen Finanzausgleich

Der ARD-Vorsitzende Udo Reiter hat vorgeschlagen, den Sender Freies Berlin (SFB) durch einen neuen Hauptstadtsender zu ersetzen. „Alle Anstalten würden dann in Berlin gemeinsam sowohl das Hauptstadtstudio als auch den Sender und möglicherweise noch andere zentrale Einrichtungen betreiben“, sagte der Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks in einem Interview des Nachrichtenmagazins Focus.

Zur Begründung erklärte er, Berlin allein sei für einen eigenen Sender unter wirtschaftlichen Aspekten nicht groß genug. „Auch SFB und ORB zusammen würden kaum stark genug sein“, meinte Reiter.

Der Intendant forderte die ARD-Anstalten auf, sich mit einer Strukturreform zu beschäftigen. „Wenn wir uns in dieser Frage taub stellen, gelten wir als verknöchert und reformunfähig, und die Entscheidungen werden über unsere Köpfe hinweg gefällt.“

Reiter bezeichnete eine Fusion der finanzstarken mit den finanzschwachen Anstalten als eindeutigste Lösung. Den Finanzausgleich, mit dem die größeren ARD-Anstalten die kleineren Sender Radio Bremen, Saarländischer Rundfunk und Sender Freies Berlin unterstützen, werde es „mit großer Wahrscheinlichkeit ab dem Jahr 2000 nicht mehr geben.“ Schon heute könnten sich kleinere ARD-Anstalten „nur mit Mühe im nötigen Umfang an den Gemeinschaftsaufgaben beteiligen“. AP/dpa