Exkurs über die Ex-DDR

Was haben Claudia Nolte und Gunda Röstel gemeinsam? Richtig, sie stammen aus der Ex-DDR. Genau betrachtet heißt „Ex“ ja nichts anderes als: Da war mal etwas, aber das ist nun aus und vorbei. Ex- BRD, das klingt allerdings doch etwas komisch, oder? Aber Ex-DDR, das hat was.

Dabei gibt es die gar nicht. Eigentlich gibt es nur eine Ex-BRD, eine Ex-DDR ist dagegen ein Ding der Unmöglichkeit. Wie ein hölzernes Holz. Denn wer heute DDR schreibt, kann nur den Zeitraum 1949 bis Herbst 1990 meinen. Was sonst? Dafür gibt es massenhaft ehemalige BRD-Bürger. Denn die Bundesrepublik Deutschland gibt es ja noch. Zwar größer und mit ein paar Millionen Menschen mehr als vor dem Herbst 1990, aber sie existiert immer noch unter dem gleichen Warenzeichen: BRD. Und die Formel dafür heißt: BRD = DDR + Ex-BRD.

Man soll künftig also nie mehr schreiben: Die BRD stand während des Kalten Krieges gegen die UdSSR an der Seite der USA. Oder gab es die DDR vielleicht gar nicht? Aber die BRD hat doch mit ihr sogar Verträge abgeschlossen. Das kann so aber wohl nicht mehr ganz stimmen, denn die DDR gehört ja jetzt zur BRD. Dann hätte ja die BRD mit sich selbst Verträge gemacht. Und wenn es keine Unterscheidung in jetzige und ehemalige BRD gibt, war dann Erich Honecker nur weisungsgebundener Statthalter von des Bundeskanzlers Gnaden? Und hat dann die Stasi im Auftrag des Bundeskanzleramts...?

Man könnte glatt an einen späten Sieg des real existierenden Sozialismus glauben. Denn korrekt muß es jetzt z.B. heißen: Der Bundeskanzler der ehemaligen BRD, Helmut Kohl, empfing im September 1987 in Bonn den Staatsratsvorsitzenden der DDR und Generalsekretär der SED, Erich Honecker, mit allen protokollarischen Ehren. Oder: Der Kanzler der ehemaligen BRD versprach den Bürgern der DDR in Dresden, daß es nach der Vereinigung keinem schlechter, aber vielen besser gehen werde. Allerdings kann sich der Kanzler der jetzigen BRD an diesen ehemaligen Satz nicht mehr so recht erinnern. Irgendwie ex. Michael Hepp