Neuer Job für Hoff gesucht

■ Anstaltsleiter der JVA Oslebshausen tritt zurück / Justiz-Ressort geht auf Jobsuche für Hoff

Keine Viertelstunde brauchten die Justizdeputierten gestern für die Beratung des Tagesordnungspunktes 1 „Verschiedenes“. Gleich zu Beginn ließ Bürgermeister und Justizsenator Henning Scherf (SPD) die Deputierten wissen, daß Hans-Henning Hoff, der Anstaltsleiter der Justizvollzugsanstalt Oslebshausen, um seine Ablösung gebeten hat. Die Diskussion über mögliche Konsequenzen aus den Skandalen, die die JVA Oslebshausen in den letzten Wochen und Monaten in die Schlagzeilen gebracht haben, hatte sich erübrigt. Zum 1. Oktober will Hoff seinen Hut nehmen. Den Grünen war das zu spät. CDU und SPD nickten. Der Tagesordnungspunkt war erledigt.

Offiziell hat der Rücktritt Hoffs nichts mit den Vorfällen in Oslebshausen zu tun. Gegen den Anstaltsleiter wird derzeit wegen Strafvereitelung im Amt ermittelt. Jetzt ist auch ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden. Im September sind vier Sexualstraftäter von Mithäftlingen fast zu Tode geprügelt worden – offenbar mit der Hilfe einer Justizvollzugsbeamtin. Hoff hatte versucht, den Vorfall zu vertuschen.

Derzeit werde gegen vier Gefangene und neun Bedienstete der JVA ermittelt, berichtete der Leitende Oberstaatsanwalt Jan Frischmuth vor der Deputation. Die Deputierten hatten keine weiteren Fragen, und auch Scherf ging über den Bericht hinweg. Stattdessen lobte er die Verdienste des Anstaltsleiters. Das Substitutions-Programm im Bremer Knast sei vorbildlich. Auch um den Wohngruppenvollzug und die Umstrukturierung des Knastes in den landeseigenen Betrieb Judit hätte Hoff sich verdient gemacht. Seine Amtszeit sei ohnehin auf höchstens zehn Jahre begrenzt gewesen, betonte Scherf.

Der Behörde kommt der vorzeitige Rücktritt Hoffs nach acht Jahren allerdings gerade recht. Ohne sein Einverständnis hätte die Behörde ihn nicht versetzen können. Hoff sollte gehen – aber ohne das Gesicht zu verlieren. Staatsrat Göbel hat sich deshalb schon vor Tagen nach einem geeigneten Posten für Hoff umgesehen.

Doch das ist nicht so einfach: Hoff ist Leitender Regierungsdirektor. Nach seinem Abtreten als Anstaltsleiter muß er jetzt – Skandale hin, Skandale her – befördert werden. Und dafür kommt nur eine Stelle als Oberstaatsanwalt, als aufsichtführender Richter oder Vorsitzender Richter am Landgericht in Frage. Staatsrat Michael Göbel soll deshalb schon vor Tagen Generalstaatsanwalt Hans Janknecht angesprochen haben.

Dem Vernehmen nach hat Janknecht mit dem Kopf geschüttelt. Hoff hat inzwischen mitgeteilt, daß er Strafrichter am Amtsgericht werden will. Er erfüllt allerdings noch nicht die Voraussetzungen. Er muß erst ein Jahr Richter Kraft Auftrags gewesen sein, bevor er vom Richter-Wahlausschuß bestellt werden kann.

Grüne und CDU hatten in den letzten Tagen mehrfach den Rücktritt Hoffs gefordert. „Es ist zu spät, wenn Hoff erst im Oktober geht“, unterstrich Justiz-Deputierter Rainer Oellerich-Boehme die Forderung gestern noch einmal. „Natürlich muß man einräumen, daß Hoff sich auch um den Knast verdient gemacht hat, aber im letzten Jahr hat er einfach den Überblick verloren.“Hoff selbst hatte seinen möglichen Rücktritt schon Anfang Februar gegenüber der taz angekündigt. „Wenn bei meiner Arbeit unterm Strich nur Minus rauskommt, gebe ich mein Amt ab.“

Kerstin Schneider