Kein Platz für „Ostzonale“

■ Quickborner Hautarzt diskriminiert per Stellengesuch ostdeutsche Lehrlinge

„Ostzonale“sollen draußen bleiben, bei Tjard Gerdes, Hautarzt in Quickborn (Kreis Pinneberg) und derzeit auf Lehrlingssuche. Angehenden Arzthelferinnen bietet er eine „breitgefächerte Ausbildung“, solange sie nicht aus ganz Deutschland kommen. „Ostzonale wollen von Bewerbungen Abstand nehmen“, erklärt der Arzt in einer Stellenanzeige der Quickborner Umschau. Daraufhin „bat“die Landesärztekammer Schleswig-Holstein Gerdes, er möge dazu Stellung nehmen. Anschließend soll geprüft werden, ob der Fall berufsrechtlich weiter verfolgt werde, so Kammer-Justitiar Hans-Peter Bayer.

„Nur schlechte Erfahrungen“habe er mit Bewerbern „aus diesen Ländern“bislang gemacht, sagte Gerdes gestern gegenüber der taz. Im vergangenen Jahr hätte er „drei Bewerberinnen von drüben“zum Gespräch eingeladen, „ganz ansprechende Damen. Wer nicht erschien, waren die drei, ohne daß auch nur eine abgesagt hätte.“Sehr ärgerlich für ihn, schließlich habe er nicht viel Zeit. „Ich bilde schon seit 1992 aus, aber sowas habe ich noch nicht erlebt.“Ansonsten habe er gegen „Ostzonale“nichts. Schließlich hat er ja schon eine: „Eine sehr nette Mitarbeiterin aus den neuen Ländern, ganz hervorragend.“Im übrigen habe er jetzt doch noch einmal „einer Dame von drüben“eine Chance gegeben und sie eingeladen. Der Rummel um die Anzeige – NDR und dpa waren auch aufmerksam geworden – „kann er nicht so ganz verstehen“. Vielleicht weil die Anzeige diskriminierend ist? „Ich verlange ja auch Mittlere Reife in der Anzeige. Das wäre dann auch eine Diskriminierung der Hauptschüler.“Die eigenen Qualifikationen – ja, das sieht er ein – kann jeder beeinflussen. Bei der Herkunft ist das schwieriger.

Im Grundgesetz heißt es unter anderem: „Niemand darf wegen ... seiner Heimat und Herkunft ... benachteiligt werden.“Kommentar des Arztes: „Wenn man das Grundgesetz immer buchstabengetreu auslegen würde, dann ginge es uns besser.“ Achim Fischer