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: Diebe der Nacht

Der Franzose redet manchmal schon wunderliches Zeug über die Beziehung der Geschlechter. Gerne in Büchern mit philosophischen Kniestrümpfen, aber noch lieber im großen französischen Problemfilm, tritt unser westliches Nachbarvolk die scheinbare Unmöglichkeit von wahrhaftiger Liebe breit und suhlt sich in sexueller Frustration. Soll das Poesie haben, schauderts die einen, will es realistisch sein, schüttelts dieselben: die Nicht-Franzosen.

Diebe der Nacht handelt ausschließlich von derartigen Gefühlswahrheiten, die heute keiner mehr versteht – und unsere Eltern gehen seit zwanzig Jahren nicht mehr ins Kino. Also, Monsieur Andre Téchiné, warum muß in Ihrem Film Catherine Deneuve als spät zur Frauenliebe konvertierte Hochschulprofessorin auf eine Klemm-Hete von Polizist (Daniel Auteuil) treffen, warum müssen beide ein depressives, mageres Mädchen lieben, das sich gerne mit Glasscherben den Mund aufschneidet, und warum muß uns diese Dreiecksbeziehung in einem endlos langen Film als französische Sinnsuche langweilen? Weil Frankreich das Reservat für Atombomben, Medienphilosophen und Beziehungskacke ist?

Till Briegleb

Neues Broadway, Studio