Betr.: Bommi Baumann

Auch mit den Drogen fing alles irgendwann mal an. In den 60er Jahren gehörte Michael „Bommi“ Baumann (49) zu denen, die ihre proletarische Begeisterung für Musik und Rauschgift mit dem militanten politischen Kampf verbanden.

Über den „Zentralrat der Umherschweifenden Haschrebellen“, die Subkulturfraktion der APO, kam er zur „Bewegung 2. Juni“. Anfang der 70er Jahre verabschiedete er sich vom Terrorismus und tauchte unter. 1975 veröffentlichte er seine Geschichte unter dem Titel „Wie alles anfing“. Das Buch wurde zum Bestseller; Baumann zum Popstar. Daß Drogen im 68er Umfeld eine nicht zu unterschätzende Rolle spielten, wurde im Buch allerdings nur am Rande erwähnt.

Auf seiner Flucht lebte Baumann ziemlich lange in Asien, war Ende der siebziger Jahre Punk. 1981 wurde er in einem besetzten Haus in London verhaftet und in Berlin wegen Bankräubereien und einem Bombenanschlag zu fünf Jahren verurteilt. Im Januar 1985 wurde er begnadigt.

Ungefähr dreißig Jahre war Baumann opiatabhängig. Mittlerweile ist er clean und arbeitet in der Baubranche. Gern berlinert er beim grünen Teebeuteltee und lacht auch viel. Ry Cooder läuft im Hintergrund der Küche und später ein sehr seltsames Rhythm 'n' Blues-Stück aus den Fünfzigern: „Unemployment ist sheer enjoyment.“ dk / Foto: Christian Schulz/Paparazzi