Zwei Programme, regelrecht billig

■ Deutschlandradio will alle grundversorgen

Ernst Elitz, der Intendant des Deutschlandradios (DLR), möchte es lieber durchblicken lassen, als es direkt zu formulieren: Sollten sich kleine ARD-Anstalten, so wie der Saarländische Rundfunk oder auch der Berliner SFB, dazu entschließen, ihre Kulturprogramme zuzusperren, so drückt er sich aus, dann wäre es nicht so schlimm. Es gibt ja noch das Deutschlandradio. Das, so meint dessen Chef, „wäre die ökonomische Lösung, die kleine Landesrundfunkanstalten nicht unter Zwang setzt“.

Wozu denn eigentlich dieses Deutschlandradio für seine zwei Programme (Deutschlandfunk Köln und DLR Berlin) die Summe von über 300 Millionen Mark an Rundfunkgebühren kassiere? so wird andererseits zuweilen in den ARD-Anstalten gefragt. Wo man doch selber seine Kulturprogramme für einen Bruchteil auf die Beine stelle. 75 Pfennig pro Gebührenzahler, entgegnet DLR- Chef Elitz, und das bundesweit – das sei ja regelrecht billig.

Der schwelende Konflikt verrät nicht gerade einen ausgeprägten Glauben an die eigene Berechtigung. Denn es wäre genügend Platz (also genügend Hörer) für alle da. Aber bei den Kulturradios scheint etwas, das andere öffentlich-rechtliche Programme durch die private Konkurrenz gelernt haben, immer noch ein Graus: Hörerorientierung. Und auch Marketing ist ihnen ein Fremdwort. Das Potential für anspruchsvolles Informations- und Kulturradio dürfte sieben bis acht Prozent betragen. Doch die ARD-Kulturradios und das DLR wollen sich lieber mit den knapp zwei Prozent bescheiden, die sie bisher einschalten. Die sogenannten gehobenen Radioprogramme haben sich nämlich auf den veränderten Kulturbegriff und auf neue Hörgewohnheiten bislang kaum eingestellt. Wer sich (beispielsweise) für Theater interessiert, der muß auch Klassik hören und lange akademische Wortschlangen im Radio mögen, so ihr Schubladendenken.

Es gibt riesige Brachflächen: Journalistische (Pop-)Musiksendungen sind beispielsweise praktisch aus dem Radio verschwunden. Schnelles Reagieren auf Kunst- und Theaterereignisse könnte eine Bastion des Mediums sein. Doch manche Kulturprogramme hören sich an, als wollten sie ewig Versorgungswerke für ein Kulturestablishment bleiben, das sich einigelt. Und auch das Argument des Ernst Elitz klingt ein wenig, als müsse er von Versäumnissen seiner Programmacher ablenken. Lutz Meier