Tag der Arbeit für die Polizei

■ Demos ganz links bis rechts außen: NPD-Demo verhindert, DGB-Demos verhalten, Autonome verprügelt

Berlin (taz) – Mehr als einhunderttausend Menschen waren gestern bei Mai- Kundgebungen in allen Teilen der Republik auf der Straße. Doch die zahlreichen Hundertschaften der Polizei ließen nichts unversucht, den Tag der Arbeit in geordneten Bahnen ablaufen zu lassen.

Während in Leipzig 20.000 Menschen dem IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel lauschten, setzten gleichzeitig 4.500 Polizisten das Verbot der geplanten NPD-Kundgebung durch. Vor dem nahe gelegenen Völkerschlachtdenkmal wollten sich deren Anhänger treffen.

Neonazis und Linke bewarfen sich mit Steinen und Farbbeuteln, die Polizei nahm vorübergehend 150 Menschen fest. Ansonsten blieb es in Leipzig ruhig. Zwickel wiederholte seine Forderung nach einer 32-Stunden-Woche, und die Polizei hatte schon am Morgen alle unerwünschten Mai-Demonstranten aus den Anreisenden herausgefiltert.

Die NPD verschob daraufhin versuchsweise ihre Einsatztruppen nach Halle, Cottbus, Bad Hersfeld und Aschaffenburg. Doch Polizeikontingente stoppten deren Busse jeweils vor den Toren der Stadt. Lediglich in Hannoversch Münden gelang es 300 Neonazis, ihrem Ruf gerecht zu werden. Sie versuchten die örtliche Kundgebung des DGB zu stören und schlugen sich mit 50 Autonomen, die ihnen in einem Bus nachgereist waren. 80 Neonazis wurden festgenommen.

Die offizielle DGB-Kundgebung für Berlin und Brandenburg fand in der brandenburgischen Provinzstadt Neuruppin statt und zog 500 Werktätige an, auf dem Berliner Alexanderplatz versammelten sich noch einmal rund 5.000, um ÖTV- Chef Herbert Mai zuzuhören. Genauso viele Polizisten waren in den Bezirken Mitte und Kreuzberg aufgeboten, um zwei linke Demonstrationen vermummtenfrei zu halten. Schon wer sich mit einer Kapuze oder gar einer Sonnenbrille (bedeckter Himmel!) vermummt hatte, galt als Störer und damit als Grund, auf die Menge einzuprügeln. Von hier flogen vereinzelt Flaschen und Steine. Bis zum Abend wurden mehr als 100 Personen festgenommen.

Das Wort des Tages, der unter dem DGB-Motto „Es geht ums Ganze“ stand, sprach auf der Hamburger Kundgebung (rund 15.000 TeilnehmerInnen) der DGB- Vorsitzende Dieter Schulte: „Wer die Spaltung dieser Gesellschaft verhindern will, muß die Arbeit gerecht verteilen.“ klab/MR Seiten 2 und 4, Kommentar Seite 10