Kuchenstück und Sparkonzept

■ Ein neues Konzept soll die Zukunft von NDR-Sinfonie-orchester, Big Band, Chor und Radiophilharmonie sichern

Nicht alles, aber vieles ist dieser Tage neu beim NDR-Sinfonieorchester. Zumindest möchten das die neuen Herren so, die am Dienstag zu einem kleinen Pressegespräch in den Mittelweg baten.

Eigentlich wollte Rolf Beck, Leiter des NDR-Bereichs Orchester und Chor, bei Kaffee, Tee und Kuchen nur ein wenig über das Programm 1997/98 plaudern. Aber Fragen nach dem Sparprogramm und seinen Folgen für die Klangkörper des Senders (Chor, Big Band und Sinfonieorchester in Hamburg, sowie die Radio-Philharmonie in Hannover) standen im Raum und forderten Antwort.

Der Bestand aller vier Orchester sei auf absehbare Zeit gesichert, verlautete Beck. Das Sinfonieorchester wird seine 113 Stellen behalten; die Hannoveraner Kapelle, die sich auch künftig durch Kultivierung ausgefallenen Repertoires vom großen Sinfonieorchester abheben soll, verliert in acht Stellen; der Chor schrumpft, alles „sozial abgefedert und langfristig“, von 44 auf 39 SängerInnen.

Das Management soll in Zukunft freier in der Planung des Orchesteralltags und selbständiger in der Finanzierung engagierter Projekte werden. Neu ist auch der Bereich Marketing, den Paul Müller leiten soll. Auf die Frage nach Kinder- und Jugendarbeit wußte freilich auch die neue Mannschschaft keine Antwort. Das angesichts jammervoller Zustände in der Schulmusik absehbare Aussterben der Klassikhörerschaft im nächsten Jahrtausend scheint bislang kaum irgendwo jemanden zu alarmieren.

Erfreulich, daß der neue Chefdirigent Christoph Eschenbach, langjähriger Chef des Orchesters in Houston/USA, wie zu hören war, seinen Schwerpunkt ab 1999/2000 nach Hamburg verlegen wird; erfreulich auch, daß Avantgarde-Reihe des Orchesters, das Neue Werk, mit neuem Schwerpunkt-Konzept zwar Federn lassen, aber erhalten bleiben wird. Und achja, das Programm? Ist ab sofort als Broschüre beim NDR und an allen Vorverkaufsstellen zu haben.

Stefan Siegert