Der Verkehrssenator fliegt auf Tempelhof

■ Klemann will City-Flughafen erhalten. BBF denkt über schnelle Schließung nach

Über die Dächer Tempelhofs werden noch lange die Turboprops brummen. Der Flughafen Tempelhof wird nicht früher als ursprünglich geplant geschlossen, erklärte gestern Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU). Er wandte sich damit gegen Meldungen, die Berlin-Brandenburg Flughafenholding (BBF) wolle demnächst einen Antrag auf Schließung des innerstädtischen Flughafens stellen. „Wir werden als oberste Flugsicherungsbehörde einen solchen Antrag ablehnen“, erklärte Klemanns Sprecherin Petra Reetz.

Hintergrund für die Aufregung sind Presseberichte, nach denen die Geschäftsführung der BBF dem Aufsichtsrat der Flughafenholding in den nächsten zwei Monaten vorschlagen will, einen Schließungsantrag zu stellen. Die BBF, in der die Länder Berlin und Brandenburg und der Bund vertreten sind, reagiere damit auf eine drohende Finanzkrise, weil sich die Erbpacht für das Flughafengelände inzwischen zu einem Millionenbetrag für die ohnehin mit etwa 1,2 Milliarden Mark verschuldeten BBF summiert habe, hieß es.

Alles Unsinn, heißt es dagegen von der BBF. „Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen“, meinte BBF-Sprecherin Rosemarie Meichsner. Richtig sei, daß die BBF in den nächsten zwei Monaten eine Studie erstelle, wie die vereinbarte Schließung Tempelhofs abgewickelt werden könne: Welche Fluglinien könnten verlagert, welches Personal könnte umgesetzt werden, wann und mit welchen Kosten wäre dies machbar? Dabei werde auch untersucht, ob eine frühere Schließung als bisher geplant möglich sei, bestätigte Meichsner. Mit den Zahlungen für die Erbpacht habe das aber nichts zu tun. Zwar habe die BBF anerkannt, für Tempelhof und auch für Tegel Pacht zu zahlen, aber über die Höhe gebe es „keine Zahlen“.

Grundlage für alle Überlegungen ist der „Konsensbeschluß“ vom 28. Mai 1996, wonach Tempelhof zu schließen ist, wenn das Planfeststellungsverfahren für Schönefeld alle juristischen und politischen Hürden genommen hat. Je früher, desto besser für die BBF, denn Tempelhof macht jährlich ca. 20 Millionen Mark Verlust.

Verkehrssenator Klemann beruft sich bei seiner Ablehnung der Schließung auf diesen Konsensbeschluß. Das Planfeststellungsverfahren ist noch nicht eingeleitet, mit einem Abschluß rechnet die Verwaltung nicht vor 2002. Eine Verlagerung des Flugverkehrs sei jedenfalls kurzfristig nicht zu machen, meint Reetz: „Tegel ist ausgelastet, und in Tempelhof landen täglich Fluglinien, die nicht einfach nach Schönefeld ausweichen können, weil das Ankommen mitten in der Stadt für sie ein Wettwerbsvorteil ist.“ Bernhard Pötter