Saison der Brandrodung beginnt

■ Die brasilianische Regierung hat die Vernichtung des tropischen Regenwalds noch immer nicht unter Kontrolle

Rio de Janeiro (dpa) – In einem Monat werden die Brasilianer, die im Amazonas-Gebiet leben, wieder vom Rauch der Brände geplagt werden, mit denen allmählich weite Teile des weltweit größten Bestandes an tropischem Regenwald verschwinden. Zwischen Juli und Oktober eines jeden Jahres werden, nach den letzten verfügbaren offiziellen Daten von 1994, 1,43 Prozent der 4,7 Millionen Quadratkilometer des Waldes in der Region vernichtet.

Die Brände sind nur die spektakulärste Seite eines Zerstörungsprozesses, den die Unternehmen mit dem Abholzen in Gang setzen. Sie werden von den Umweltschützern für die Vernichtung der Wälder verantwortlich gemacht. Am Mittwoch beschäftigte sich das Bundeskabinett mit dem Tropenwaldbericht, der über das Ausmaß der Regenwaldzerstörung und über den deutschen Beitrag zu ihrem Erhalt informiert. „Wenn das übriggebliebene Holz die Unternehmen nicht mehr interessiert, verbrennt der Großgrundbesitzer den Rest, um das Gebiet in Weideland zu verwandeln“, sagt der Direktor von Greenpeace Brasilien, Roberto Kishinami.

Eine Studie des Sekretariats für Strategische Angelegenheiten (SAE) des brasilianischen Präsidialamts hat die Sorgen der Umweltschützer noch verstärkt. Sie enthüllte, daß 80 Prozent des Holzes illegal aus dem Amazonas-Gebiet entfernt werden. Das Papier deckt einen erschreckenden Mangel an staatlicher Kontrolle auf. Das Dokument belegt auch die Befürchtungen über das Vordringen asiatischer Holzfirmen in der Region.

Mit Hilfe des Brasilianischen Umweltinstituts (Ibama) versucht die Regierung von Präsident Fernando Henrique Cardoso ihre Umweltpolitik im Amazonas zu ändern. Sie will den Unternehmen öffentliche Wälder überlassen. Diese müssen sich im Gegenzug dazu verpflichten, diese Gebiete nachhaltig zu bewirtschaften.

Umweltschützer reagieren zurückhaltend: „Ein Land, das Wälder hat, sollte sie zur Nutzung ausschreiben und sie kontrollieren. Im Falle Brasiliens hängt der Erfolg davon ab, daß die Regierung zunächst das illegale Abholzen verhindert“, sagt Greenpeace-Direktor Kishinami.