Nachhaltiges Tropenholz per Neubewertung

■ Offizielles Gutachten zu deutscher Regenwaldkonzession wurde entschärft

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) setzt neue Maßstäbe für vermeintlich unabhängige Gutachten. So geschehen bei einer vom BMZ bestellten Studie zur Regenwaldkonzession des Bremer Unternehmens Feldmeyer. Weil dem dortigen Chef, Hinrich Stoll, die niederschmetternden Ergebnisse des Gutachtens nicht gefielen, durfte er bei der Zweitfassung der Expertise selbst Hand anlegen.

Zur Vorgeschichte: Die Feldmeyer-Konzession in der Volksrepublik Kongo schien dem BMZ besonders geeignet, sie auf eine nachhaltige Tropenholznutzung abzuklopfen. Jahrelang hatte Firmenchef Stoll keine Gelegenheit ausgelassen, sein afrikanisches Tochterunternehmen „Congolaise Industrielle de Bois“ (CIB) als Musterbetrieb anzupreisen. Folglich war Stoll, das Flaggschiff der deutschen Tropenholzbranche, stets hofierter Gast in Bonn.

1995 beauftragte das BMZ die „International Union for Conservation of Nature“ (IUCN), Stolls Konzession zu untersuchen. Im August 1996 legte die IUCN ihr Gutachten schließlich dem BMZ vor. Dort jedoch verschwand das Papier postwendend in der Schublade.

Durch eine Indiskretion gelangten die Ergebnisse der Untersuchung trotzdem an die Öffentlichkeit. Unter anderem hieß es in der Studie: „Die momentane Ernte ist nicht nachhaltig.“ CIB habe „wenig getan“, ein nachhaltiges Forstmanagement zu entwickeln“, und es komme zu einer „Artenverschiebung als Folge des Einschlags“. Zudem brächen „traditionelle Nutzungsrechte und Bewirtschaftungsformen in der CIB- Konzession, besonders die der Pygmäen, rapide zusammen“.

Das BMZ erklärte die Studie kurzerhand zum Entwurf, der noch überarbeitet werden müsse. Hinrich Stoll, Chef des Untersuchungsgegenstandes, durfte einen achtseitigen Nachschlag verfassen und legitimiert sich darin zunächst als Gegengutachter: „Meine Kenntnis, die lange Erfahrung und meine internationale Reputation in tropischer Forstwirtschaft haben zu verschiedenen Funktionen in nationalen und internationalen Institutionen geführt.“ Daß Stoll unter anderem ausgerechnet die Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (BFH) anführt, entbehrt nicht der Pikanterie. Stoll und andere Tropenholzhändler hatten sich in der Vergangenheit mehrfach heimlich mit BFH-Professoren getroffen. Ziel: eine Strategie gegen Aufrufe zum Tropenholzverzicht zu entwickeln.

Unkommentiert darf Stoll in der BMZ-Studie schließlich zur „Gegendarstellung“ schreiten. Betont wird dabei, er gäbe seine Kommentare als Funktionär in verschiedenen Forstgremien ab – nicht etwa als Firmenchef von CIB. „Nicht sehr hilfreich“ für die Ergebnisse der Studie sei die „mangelnde wissenschaftliche Kenntnis von Roy Hagen als Chef der IUCN-Expertentgruppe“ gewesen, schreibt Stoll beispielsweise. Doch damit widerspricht Stoll dem BMZ, das im vergangenen Sommer betont hatte, man habe „die international renommierte Naturschutzorganisation IUCN“ mit der Studie beauftragt. Zum anderen hatte Stoll Mitte 1995 dem BUND Baden-Württemberg in Sachen Tropenholzverzicht geraten: „Ich fände es gut, wenn Sie sich auf höherer Ebene kundig machten: zum Beispiel beim IUCN.“

Auch beim BMZ gibt es Widersprüche. Laut Titelblatt der ursprünglichen Studie ist das BMZ Auftraggeber gewesen. In der überarbeiteten Fassung steht auf dem Cover, die Studie sei „mit finanzieller Unterstützung des BMZ“ entstanden – eine deutliche Distanzierung von der IUCN und deren Resultaten. Werner Paczian