Bei dem Grab eines Jünglings, der sich zu Tod tanzte

In diesem neuen Grabe ruht

Ein hoffnungsvoller Junge,

Und seiner Eltern Schmerzenwuth

Beschreibet keine Zunge;

Denn ach! er war ihr einz'ger Sohn,

Und modert nun im Grabe schon,

Und ist für sie verlohren.

Er war in vollster Lebenskraft,

Im schönsten Jugendglanze,

Jedoch ein Sklav der Leidenschaft

Zur wilden Lust im Tanze:

Er tanzte nun am Technofest

So heftig, daß er sich den Rest

Der Lebenszeit verkürzte.

So tanzte vierzehn Stunden lang,

Wie toll, der arme Junge,

Und wie vom Sturm getrieben drang

Das Blut durch seine Lunge;

Der Athem wurde schnell und kurz,

Und drohte mit dem Blutessturz

Aus angestrotzten Adern.

So tobte sein gepeitschtes Blut,

Die bleichen Wangen glühten,

Die Augen funkelten wie Glut,

Als wenn sie Funken sprühten,

Der ganze Leib zerfloß in Schweiß,

Die Zunge wurde brennend heiß,

Und lechzete nach Kühlung.

Dann fraß er nun noch obendrauf

Zehn XTC-Tabletten,

Daraufhin sein Kreiselauf

War gar nicht mehr zu retten;

Sein Körper zehrte langsam ab,

Und stürtzte ihn ins frühe Grab,

Den sonst so starken Jüngling.

So gehts der Jugend leider heut

Noch oft bei ihren Tänzen,

Die ohne Ziel und Mässigkeit

An baaren Unsinn grenzen;

Denn nur ein Thor voll blinder Wuth

Kann so mit leichtsinnvollem Muth

Dem Tod entgegen tanzen.

Nun lasst uns dem Unglücklichen

Noch eine Thräne weihen,

Zu Gott aus Bruderliebe flehn:

Er möchte ihm verzeihen,

Was er gethan aus Unverstand,

Und ihm ins ew'ge Technoland

Den Eingang nicht verschliessen.

Max Pörperbein nach Michael von Jung, 1781 bis 1858