Wie Annett M. doch noch getröstet wurde

■ Sie liebte nur die „Wochenpost“, doch die „Woche“ wollte sie nicht ziehen lassen

Von Anfang an wollte Annett M. aus Leipzig die Wochenpost: „Ich wollte die Wochenpost, weil es 'ne Zeitung aus'm Osten ist und ich 'ne Ossi bin.“ Für die Nummern 49/96 bis Nr. 22/97 sollte sie 70,20 Mark bezahlen. Annett M. schickte Geld statt einer Einzugsermächtigung, obwohl dadurch, so gab der Verlag zu bedenken, „im Sinne des Umweltschutzes der Papierverbrauch reduziert“ werden könne.

Pünktlich kam mittwochs die Wochenpost – bis Ende Dezember. Die Woche hatte die Wochenpost gekauft, bald fand Annett M. sie im Briefkasten. Und einen Brief von Woche-Chefredakteur Manfred Bissinger, der ihr erklärte, daß Deutschland zusammenwachse: Künftig, so erfuhr Annett M., werde sie Woche und Wochenpost „in einer einzigen Ausgabe“ erhalten. Gemeint war die Woche.

„Das ist doppelt dreist“, sagte Annett M., „erst kriege ich die Wochenpost nicht mehr, und dann kriege ich auch noch die Woche.“ Die Wochenpost als Beilage der Woche reiche ihr nicht. Annett M. bestellte die Woche ab und forderte das Restgeld zurück. Die Woche kam postwendend nicht mehr, das Restgeld aber auch nicht. Deswegen schrieb Annett M. – der Frühling zog schon ins Land, und die Woche schaffte ihre Wochenpost-Beilage bereits wieder ab – eine Mahnung. Und eine zweite Mahnung. Keine Wochenpost, dann, bittschön, Geld zurück!

Schließlich kam ein Scheck. 43,20 Mark. Und ein Angebot. Diesmal sollte Annett M. nicht die Woche bestellen, sondern „sich schon jetzt ein signiertes Exemplar der Erstauflage“ des Buches mit dem Titel „Das war die Wochenpost“ reservieren lassen. „Eigentlich war der Band als Jubiläumsausgabe zum 45. Geburtstag der Wochenpost gedacht“, hieß es schniefend, „nun wird es leider ein Erinnerungsband.“

Annett M. hat sich inzwischen entschieden: Sie wird die 43,20 Mark in den Jubiläums-Erinnerungsband stecken. Der kostet 39,80 Mark. Bleiben noch 3,40 Mark übrig: für Papiertaschentücher. Da hat sie also doch noch ein Schnäppchen gemacht. Georg Löwisch