Fusionen machen reich – zumindest manche

■ Großaktionär von Winterthur verdiente 740 Millionen Mark an nur einem Tag

Berlin (taz/rtr) – Wenn ein neuer unter den zehn größten Finanzkonzernen der Welt entsteht, wird die Phantasie angeregt. Nachdem am Montag die Megafusion der Schweizer Bank Crédit Suisse- Gruppe (CSG) mit der Versicherung Winterthur in Zürich bekanntgegeben wurde, kochen die Spekulationen, wie die deutschen Banker auf die neue Konkurrenz reagieren.

Gestern meldete Die Welt, die Deutsche Bank wolle ein führendes französisches Versicherungsunternehmen erwerben. Branchenkenner wüßten auch schon, welches – die Assurance Générales de France (AGF). Bei der AGF weiß man offiziell allerdings von nichts. Die Deutsche Bank nennt den Bericht „pure Spekulation“, auch Bankeninsider halten die Meldung für ein Gerücht.

Am meisten feixen über den Trubel im europäischen Banken- und Versicherungssektor dürfte derjenige, der ihn ausgelöst hat und fett verdiente: Martin Ebner. Er ist der Chef der Schweizer Investmentgruppe BZ und besaß mit Hilfe einiger Geldgeber im Hintergrund schon 25 Prozent der Stimmrechte an Winterthur. Letztes Wochenende kündigte er öffentlich an, er wolle die Mehrheit bei dem Versicherer kaufen. Damit hätte er die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen Crédit Suisse und Winterthur blockieren können. Die beiden Firmen fusionierten eilig zu einem Finanzkonglomerat mit einem Börsenwert von über 50 Milliarden Franken. Wie meist bei solchen Riesenfusionen kauft nicht ein Unternehmen das andere, sondern die beiden tauschen ihre Aktien.

Dabei springen die Kurse an der Börse nach oben. So auch in diesem Fall – und so auch bei Großaktionär Ebner mit seinen Hilfsinvestoren. Laut Wall Street Journal Europe stieg der Wert dieser Anteile an Winterthur um mindestens 400 Millionen Dollar (über 740 Millionen Mark) an einem Tag.

In Deutschland sinkt derweil die Zahl der Banken auch ohne spektakuläre Großfusionen ständig. 1996 gab es nur noch 3.517 Geldinstitute, so die Bundesbank in ihrem Monatsbericht. Seit der deutschen Einheit 1990 seien über 1.000 Banken fusioniert oder geschlossen worden. Die Zahl der Arbeitsplätze sei im letzten Jahr um rund 7.000 auf 727.000 geschrumpft.

Die Verwaltung von Vermögen in Form von Aktien liefert immer fettere Provisionen. Den Hauptgewinn holen die Banker aber nach wie vor aus den Zinsen: 141 Milliarden Mark haben sie bei Krediten mehr eingenommen als für Guthaben ausgezahlt. Nach Abzug von Risikovorsorge und laufenden Kosten blieben den Geldhäusern deutschlandweit noch 40 Milliarden Mark Jahresüberschuß vor Steuern übrig. Reiner Metzger