200 Wünsche in einer Nacht?

Haben Sie noch Fragen? Dann rufen Sie an! Die Kometen-Hotline, die Garten-Hotline, die Jugend-Hotline oder die Hotline für Allergiekranke. Ein Rundruf  ■ Von Jens Rübsam

Die Spinatsuppe war lecker, aber was macht man mit dem Rest? „Ab in den Kühlschrank und aufwärmen am nächsten Tag!“ sagt der eine. „Um Gottes willen“, schreit der andere, „Spinat wird giftig.“ „Warum giftig?“ will der eine wissen. Und der andere weicht aus: „Weil Mutter das immer gesagt hat.“ Der eine bohrt nach, und der andere rät schließlich genervt: „Ruf doch mal irgendwo an. Für jeden Quatsch gibt es doch heutzutage eine Hotline.“

214850 — die Verbraucherzentrale ist besetzt.

Dann eben erst mal eine andere Frage. Wann kann man eine Sternschnuppe erhaschen? 9246778 — „Sternfreunde, hallo“, sagt einer, der sich bald als Hobby-Astronom zu erkennen gibt. Der junge Mann von der Kometen-Hotlinie klärt auf: „Die Erde dreht sich um die Sonne. An bestimmten Stellen der Erdbahn hinterlassen Kometen Staubwolken. Immer, wenn die Erde in eine Staubwolke tritt, sehen wir auf der Erde Sternschnuppen.“ Besonders viele am 11./12. August, 80 Sternschnuppen in der Stunde, noch mehr am 3./.4 Januar, 110 Sternschnuppen in der Stunde. Und wie ist das mit den Wünschen? „Ich wünsche mir schon lange nichts mehr“, sagt der Mann an der Kometen-Hotlinie. Wie solle er auch? „Wenn ich intensiv beobachte, sehen ich 100 bis 200 Sternschnuppen in einer Nacht. Da müßte ich mir ja in einer Nacht 100 bis 200 Wünsche bereitlegen.“

Die Verbraucherzentrale ist noch immer besetzt. Dann eben noch eine andere Frage. Warum werden Birnenbäume so oft von Pilzen befallen? Wähle 70000612, das Gartentelefon des Pflanzenschutzamtes. Pech gehabt, eine Daueransage — „Heute zum Thema Johannisbeere“. In drei Minuten wird mitgeteilt, „daß es hin und wieder Pilzkrankheiten an Johannisbeeren gibt, eine davon ist der Säulenrost der schwarzen Johannisbeere“. Was man dagegen tun kann? „Tja, vorbeugend wäre im Sinne des integrierten Pflanzenbaus zu sagen: die Sortenwahl.“ Beim Kauf eines neuen Strauches darauf achten, welche Sorte anfällig ist. Und wenn man schon dieses Jahr betroffen ist, die Blätter kompostieren, aber schön abdecken. Und außerdem: Vermeiden, daß Johannisbeersträucher in der Nähe von Kiefern stehen. Und was ist nun mit den Birnenbäumen? „Viel Spaß in Ihrem Garten und bis zur nächsten Woche“, tönt es vom Band.

Die Verbraucherzentrale ist noch immer besetzt. Ach ja, was man schom immer wissen wollte? In welche Partei sollte ein Jugendlicher eintreten? 29492121 – „Sabine, hallo.“ Sabine, die nette junge Frau an der Jugend-Hotline ist überrascht. „So eine Frage hatten wir noch nie. Die Kids wollen immer nur wissen, wo heute abend Party ist.“ Aber, sagt Sabine, sie werde sich kundig machen. „Du willst sicher Kommunalpolitik machen und nicht gleich in den Bundestag eintreten?“

Wird aufgewärmter Spinat nun giftig? Die Verbraucherzentrale ist noch immer besetzt. Da war doch noch was. Eine Freundin mit einem Wespenstich. „Wie gefährlich sind eigentlich Wespenstiche?“ 45066417 — „Allergie-Hotline, Nickel.“ „Die sind ganz schlimm, da kann man dran sterben. Die Freundin sollte zum Allergologen gehen.“ Was ist vorbeugend zu tun? „Man sollte vermeiden, daß einem eine Wespe sticht.“ Man sollte keine bunte Kleidung tragen. Kein Parfüm. Und nicht im Freien essen.

Was ist nun mit dem Spinat? Kein Durchkommen bei der Verbraucherzentrale! Übrigens: Hotlines gibt es für alle Lebensfragen. Blubbert bei Ihnen der Wasserhahn? Dann 0130/7654, Obi-Hotline! Umschleicht Sie Scientology? 8309440! Sind Sie aus Bonn und vom Umzug nach Berlin bedroht? Dann 25480625, Hauptstadt- Klub-Hotline. Interessant: Erst 1994 hat der Duden das Wort Hotline in das „Wörterbuch der deutschen Sprache“ aufgenommen.