■ Gastkommentar
: Vorfahrt für den Unsinn

Die Spatzen pfeifen es schon lange von den Oberleitungen: Der TransRapid soll durch zwei der vier Eisenbahn-Tunnelröhren im Tiergarten geführt werden. Dafür müssen die Pläne geändert werden, denn Eisenbahngleis und Schwebeschiene sind nicht kompatibel. Der neugebaute Regionalbahnhof am Potsdamer Platz würde überflüssig, weil der Nahverkehr fast vollständig aus dem Tunnel verschwände. Damit würde die Leistungsfähigkeit im Eisenbahntunnel um die Hälfte verringert, obwohl CDU und SPD beschlossen hatten, daß die TransRapid-Planung „nicht zu Abstrichen bei der beschlossenen Ausbauplanung der Bahn innerhalb des Stadtgebiets führen“ darf. Es ist absurd: In Berlin zerstört der TransRapid den Regionalverkehr, der für das Zusammenwachsen der Region eine wichtige Rolle spielt.

Die „Bedingungen“ von SPD und CDU waren von Anfang an nur ein folgenloser Formelkompromiß für die TransRapid- Gegner in den eigenen Reihen. Denn nur wegen des TransRapids wurde die Eisenbahnverbindung Berlin–Büchen–Hamburg von 200 auf 160 km/h verlangsamt und die Eisenbahnverbindung Stendal–Uelzen ins nächste Jahrhundert verschoben. CDU und SPD haben im Bundesrat allen Gesetzen zum TransRapid zugestimmt. Der Senat wird abermals umfallen und Strieders Lieblingsspielzeug nichts in den Weg legen. Wenn die Politik versagt, muß die Bevölkerung aktiv werden. In den Bürgerinitiativen entlang der geplanten Trasse, bei Volksbegehren und Volksentscheid in Brandenburg und nicht zuletzt bei der Bundestagswahl 1998, wo die Befürworter des Milliardengrabs auf Stelzen abgewählt werden können. Michael Cramer

verkehrspolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen

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