„Ich habe mein Bestes gegeben“

Der Berliner Levent Eralp (18) sucht seit einem Jahr eine Lehrstelle Foto: Wolfgang Borrs

Seit einem Jahr beschäftige ich mich nur mit der Suche nach einer Ausbildungsstelle: Telefonieren, Vorstellungsgespräche. Da kriegt man doch langsam 'ne Macke. Vor einem Jahr habe ich die Realschule abgeschlossen. Danach habe ich rund vierzig Bewerbungen geschrieben. Aber ich habe sie nicht einfach so abgeschickt, sondern vorher immer angerufen, um sicher zu sein, daß die Firmen noch Auszubildende suchen. Anfangs habe ich mich für einen Platz als Hotelfachmann beworben, später auch als Elektroniker. Ich war bei fünf Eignungstests und zwei Vorstellungsgesprächen. Beim vierten Test hatte ich gar keine Panik mehr, weil ich schon vorher das Gefühl hatte, daß ich es wieder nicht schaffen würde. Die Ablehnung kam mit der Begründung: Ich hätte keinen guten Eindruck gemacht. Was für ein Quatsch. Ich habe mein Bestes gegeben, überhaupt keine Probleme gehabt.

Daß ich noch keinen Ausbildungsplatz habe, wird wohl an mir liegen. Ich habe zuwenig Kenntnisse. Was soll ich denn anderes denken, wenn mich keiner will. Obwohl: So richtig schwierig fand ich die Tests nicht – ich habe eigentlich alles gekonnt. Nur Mathe fehlte mir etwas, aber jeder hat doch seine Schwachpunkte. Auf der Gesamtschule war unser Niveau ziemlich niedrig, besonders in Mathe und Deutsch. Die Lehrer haben darauf wenig Wert gelegt.

Wenn es bei der nächsten Bewerbung nicht klappt, werde ich mir Arbeit suchen müssen. Eine ganze normale Arbeit, wie ich sie zur Zeit mache: acht Stunden täglich in einer Zigarettenfirma. Arbeit kann man immer finden, aber nicht Ausbildungsplätze. Die Firmen nehmen nur die besten Abiturienten. Das passiert mir immer wieder, daß ich anrufe und die sagen: Wir wollen Abiturienten.

Wenn ich dieses Jahr keine Ausbildung kriege, verliere ich wirklich jede Hoffnung, denn nächstes Jahr wird es noch schlimmer. „Du hast keinen Durchschnitt von 2,0“, sagen die. Was soll ich da sagen? Die Berufsschule habe ich mit 2,7 abgeschlossen. Ist doch okay, oder? Aber heute wollen die immer Bessere. Noch gebe ich die Hoffnung nicht auf. Für den nächsten Test werde ich mich wieder vorbereiten, so gut ich kann. Aufgezeichnet

von Nicol Ljubic