Gift liegt mal wieder in der Luft

■ Eine möglicherweise krebserregende Substanz ist bei einem Hoechst-Tochterunternehmen in die Umwelt gelangt

Berlin (taz) – Eine halbe Tonne gefährlicher Chemie ist am Montag beim Hoechst-Tochterunternehmen Celanese aus einem durchgegammelten Rohr in die Umwelt gelangt. Der Stoff namens Acetaldehyd hat einen beißenden Geruch, reizt die Schleimhäute und steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Das räumt auch Celanese ein. Doch „unter den vorliegenden Bedingungen geringer Konzentration ist eine krebserzeugende Wirkung ausgeschlossen“, schreibt das Unternehmen. Das jedoch bezweifeln Toxikologen, weil es bei krebserregenden Stoffen keine Grenzwerte gibt.

Die Feuerwehr versuchte, mit Wassernebel die Chemikalie aus der Luft zu holen. Dennoch verdampfte etwa ein Drittel des Gases; rund 50 Kilo gelangten mit dem Spritzwasser in den Main. Die Anlage, in der das Zwischenprodukt für Essigsäure hergestellt wird, ist erst einmal stillgelegt worden.

Eine stichprobenartige Untersuchung ihrer Rohre soll jetzt ergeben, ob sie auch an anderen Stellen korrodiert ist. Cerlanese steht auf der Liste der Betriebe, deren Kontrolle das hessische Umweltministerium 1993 nach einer Unfallserie im Rhein-Main-Gebiet angeordnet hatte. „Eine Überprüfung stand unmittelbar bevor“, sagte Renate Gunzenhauser, Sprecherin des hessischen Umweltministeriums, gestern. Daß bisher aber nur etwa zwei Drittel der insgesamt 600 Anlagen sicherheitsgetestet werden konnten, liegt am mangelnden Personal. aje