Das Portrait
: Von Berufs wegen Optimist

■ Bernhard Jagoda

„Wenn ihr euch auf keinen anderen einigen könnt, dann mach' ich's eben.“ Mit diesen Worten hatte Bernhard Jagoda im Januar 1993 bescheiden seine Berufung zum Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit (BA) in Nürnberg kommentiert. Der Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium hatte den Ruf, ein biederes, aber unermüdliches Arbeitstier zu sein. Nun sollte er eine Behörde mit knapp 90.000 Mitarbeitern und einem Budget von knapp 100 Milliarden Mark leiten.

Eine undankbare Aufgabe. Schon bei seiner ersten Pressekonferenz mußte Jagoda mit 3,5 Millionen Arbeitslosen einen neuen Rekord verkünden. Seitdem jagt ein Rekord den anderen. Trotz dieser allmonatlichen Hiobsbotschaften versprach der 57jährige Jagoda, „immer die Wahrheit auf den Tisch legen“ zu wollen.

Kein leichtes Versprechen für den Mann, der seit 32 Jahren CDU-Mitglied ist und für seine Partei im hessischen Landtag und im Bundestag saß. Seine Botschaften machten seinem Kanzler bislang keine Freude. Der ihm umgekehrt aber auch nicht, wenn er durch rigide Einsparungen bei den arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen Jagodas engen Spielraum Jahr für Jahr weiter einschränkt.

Um diese mißliche Lage zumindest einigermaßen bewältigen zu können, enthält sich Jagoda beinahe jeglichen Kommentars über die Regierungspolitik. Er appelliert an Unternehmer und Gewerkschaften, gibt sich als „grundsätzlich optimistisch“ und versucht sich bei der Vorstellung der aktuellen Arbeitsmarktdaten als Formulierungskünstler. Trotz zunehmender Arbeitslosigkeit findet er immer wieder „positive Zeichen“ und „Licht bei all dem Schatten“ oder spricht von „Stabilisierung auf hohem Niveau“. Im Zweifelsfall war aber der November „extrem kalt“, der Januar „anhaltend kalt“ oder der Frühling „zu spät“.

Bei seinen allmonatlichen knapp 15minütigen Statements enthält sich der BA- Chef bewußt jeglicher Emotionen: „Tränen helfen nicht weiter“, betont Jagoda, obwohl er als Mann, der aus einem einfachen Arbeiterhaushalt aus Oberschlesien stammt, genau weiß, daß „hinter jedem Arbeitslosen ein individuelles Schicksal steht“.

Heute sieht es Jagoda als seinen Job an, den „Standort Deutschland nicht kaputtzureden“, ohne gleichzeitig etwas beschönigen zu wollen. Ein schwieriger Spagat, der ihm nicht immer gelingt. Bernd Siegler