In geheimer Mission

■ Opposition wirft der Hardthöhe „Informationssperre“ nach Absturz vor

Berlin (taz) – Die Grünen-Obfrau im Verteidigungsausschuß ist genervt. „Es ist das erste Mal, daß wir Obleute so saumäßig unterrichtet werden: nämlich gar nicht.“ Worüber sich die Bundestagsabgeordnete Angelika Beer so aufregt: Seitdem die deutsche Militärmaschine am Samstag nachmittag vor der Küste Namibias ins Meer gestürzt ist, haben die Ausschußmitglieder noch kein Material in den Händen. „Das ist eine Informationssperre“, so Beer, „und das macht stutzig.“ Bei jedem anderen Unfall würde der Ausschuß innerhalb von Stunden informiert. Beim Absturz der Tupolew allerdings erst auf der Sondersitzung am nächsten Montag – von Verteidigungsminister Volker Rühe.

Doch das ist noch nicht alles, was Angelika Beer „stutzig“ macht. Im Zusammenhang mit dem Absturz der Tupolew gebe es einige Ungereimtheiten zu klären. Die zentrale Frage beim regulären Treffen des Verteidigungsausschusses am kommenden Mittwoch wird wohl sein: Warum fliegt eine mit Aufklärungsgerät vollgepackte Militärmaschine zu einer Segelregatta nach Südafrika? Thema werde daher auch die militärische und Rüstungszusammenarbeit mit Südafrika sein. Möglicherweise wurden mit der Tupolew „Rüstungsgüter transportiert“, mutmaßt Beer. Auch Manfred Opel, der für die SPD im Verteidigungsausschuß sitzt, argwöhnt, daß es sich bei dem Törn zum Kap um einen „Verkaufsflug“ gehandelt haben könnte. Wer einen Übungsflug mache, wolle auch mit dem üben, was er an Bord habe, sagt Opel mit Anspielung auf die Spionagekameras der Tupolew. „Warum das Fahrrad, wenn es auch der Kinderroller tut?“

In der Ausschußsitzung werden auch die mangelnde Sicherheitsausstattung, Flugroute und -höhe sowie die Frage eine Rolle spielen, warum der Flug der TU-154 nicht angemeldet war. Opel: „Wenn ich alle Ungereimtheiten in diesem Zusammenhang aufzählen würde, säße ich noch heute abend hier.“ Uta Andresen