■ Mit der Roten Liste auf du und du
: Gift vom Acker

Berlin (taz) – Die Vergiftung nimmt ihren Ausgang auf dem Acker. Allein in China erkrankten 1995 etwa 48.000 Bauern oder Landarbeiter nach dem Versprühen von Organophosphaten – hochgefährliche Chemikalien, die zur Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft eingesetzt werden. 3.204 der Vergifteten starben übrigens später.

Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) hat jetzt fünf Pestizide aus der Gruppe der Organophosphate auf eine seit kurzem existierende „Rote Liste“ gesetzt. Die Liste soll helfen, die Einfuhr giftiger Pflanzenschutzmittel künftig besser zu überwachen. Rechtlich bindend ist die Kontrolle allerdings nicht.

Die Rote Liste umfaßt bisher 17 Schädlingsbekämpfungsmittel und fünf industrielle Chemikalien. 154 Länder haben die Liste gemeinsam mit FAO und dem UN-Umweltprogramm (Unep) erarbeitet. Die inkriminierten Pestizide dürfen danach nur in Länder geliefert werden, die ausdrücklich der Einfuhr zugestimmt haben. Das freiwillige Verfahren („Prior Informes Consent“, PIC) wird von FAO und Unep überwacht. Beide Organisationen informieren auch die Teilnehmerstaaten über die Gefährlichkeit der Rote-Liste- Substanzen.

Neu in die Liste aufgenommen wurden jetzt die Organophosphate Methamidophos, Methyl Parathion, Monocrotophos, Parathion und Phosphamidon. Selbst bei bestimmungsgemäßer Verwendung dieser Pestizide können sich Bauern vergiften – vor allem in ärmeren Ländern, in denen Schutzkleidung und -geräte zu teuer sind, betont Erwin Northoff von der FAO. Der Einsatz von Parathion führe aber auch in Industrieländern zu Vergiftungen. VerbraucherInnen sind danach vor allem durch den Verzehr von Blattgemüse gefährdet, das kurz vor der Ernte noch mit Organophosphaten besprüht wurde.

FAO und Unep möchten erreichen, daß die Kontrollen nach dem PIC-Verfahren rechtlich bindend werden. Eine entsprechende Konvention wird derzeit von den Teilnehmerstaaten erarbeitet. Die nächste Verhandlungsrunde wird in Rom vom 20. bis zum 24. Oktober stattfinden. Gudrun Giese