■ Welche politischen Folgen hat die Brandkatastrophe in Südostasien?
: Die Schuld der Holzkonzerne

Der erste Regen fällt in Malaysia und wäscht die verräucherte Luft rein. Und die Winde blasen nicht mehr von den brennenden indonesischen Inseln her, sondern vom rauchfreien Südchinesischen Meer. Da freut sich die geplagte Bevölkerung, aber auch das Establishment in Indonesien. Denn je schneller der Rauch sich verzieht, desto wahrscheinlicher ist es, daß sie ungeschoren davonkommen. Denn die Brände sind kaum von einschlagenden Blitzen entfacht, sondern von Menschenhand.

Da gibt es einerseits die seit Jahrhunderten von Brandrodungsäckern lebenden ortsansässigen Völker. Auch ihnen kann bei der derzeitigen außergewöhnlichen Dürre ein Feuer außer Kontrolle geraten. Aber die großen Brände werden nicht von kleinen Bauern entfacht, sondern alle Jahre wieder von den Holzkonzernen. Die brauchen Bauholz aus dem Urwald, aber auch viele Quadratkilometer Teak- oder Palmölplantagen. Und weil in Malaysia schon so stark im Tropenwald gewütet wurde, daß der Holznachschub stockt, steigen die Umsätze der indonesischen Konzerne mit ihren Nachbarländern.

Brandroden für Plantagen ist auch in Indonesien verboten. Aber die ansonsten penibel auf ihr Machtmonopol achtende Regierung Suharto sieht nicht so genau hin, wenn es um die guten Geschäfte der Familien im inneren Kreis der Macht geht. Weil nun die Rauchschwaden in diesem Jahr besonders ungünstig in die Metropolen der benachbarten Länder zogen, mußte die indonesische Regierung öffentlich ihre Plantagenbesitzer kritisieren. Aber ernsthafte Konsequenzen sind auch diesmal nicht zu erwarten.

Was tun, um die bald unwiederbringlich verlorenen asiatischen Regenwälder zu retten? Die SPD hat gestern gefordert, daß sich die Bundesregierung dringender als bisher für eine internationale Waldkonvention einsetzt – samt Kennzeichungspflicht der Hölzer und nachhaltiger Nutzung der Wälder.

Das wäre zwar ehrenhaft und zumindest nicht falsch. Aber die asiatischen Wälder können nur durch die asiatischen Staaten gerettet werden, denn dort werden die Hölzer geschlagen und auch zum allergrößten Teil verbraucht. Solange auf dem riesigen indonesischen Archipel oder auch in Birma unkontrolliert die Baumriesen fallen, ist der Fälschung von Holzzertifikaten Tür und Tor geöffnet. Die örtlichen Regierungen müßten den Profit hinter die Interessen der zwei- und vierbeinigen Waldbewohner zurückstellen. Doch zündeln lassen ist einfacher, als sich mit der eigenen Geldelite anzulegen. Reiner Metzger