Kein Airbus im Loch

■ Rot-Grün verhandelt heute weiter. Streitpunkt Dasa noch immer unklar

Koalitionsgespräche, die fünfte. Erneut treffen sich die 24 Unterhändler von GAL und SPD heute zum regierungsvorbereitenden Talk. Im Mittelpunkt steht dabei die Jugend- und Bildungspolitik. Vergangene Woche hatten sie sich bereits auf die Erprobung einer sechsjährigen Grundschule in Hamburg verständigt.

Uneins, um es gelinde auszudrücken, sind sich SPD und GAL dagegen noch über die Erweiterung des Dasa-Werks in Finkenwerder (taz berichtete). Sollte dort der neue Airbus-Typ A 3XX gefertigt werden, müßte das Gelände in das ökologisch wertvolle Mühlenberger Loch hinein erweitert werden. Ein Fünftel des 500 Hektar großen Wassergebiets müßte dazu zugeschüttet werden. Die Grünen wehren sich bislang dagegen, weil sie schon bei Hafenerweiterung, Elbvertiefung und Flughafenausbau klein beigegeben haben. Eine Arbeitsgruppe soll nun parallel zu den Verhandlungen diesen Streit lösen.

Derweil warnte der Hamburger Naturschutzbund (Nabu) gestern davor, das „Feuchtgebiet internationaler Bedeutung“, das Anfang der 40er Jahre künstlich von den Nazis ausgebaggert wurde, um eine Werft für Wasserflugzeuge anzusiedeln, zu opfern. Tatsächlich ist das Mühlenberger Loch zwar kein Naturschutzgebiet, widersprach die Umweltbehörde gestern ihrem Ex-Senator und heutigen SPD-Landeschef Jörg Kuhbier. Es hat lediglich den – juristisch schwächeren – Status eines Landschaftsschutzgebiets sowie eines „Ramsa-Schutzgebiets“. Letzteres weist es als Feuchtgebiet mit internationaler Bedeutung für viele Vogelarten aus. Der Nabu will notfalls in Brüssel gegen die Zerstörung klagen.

Doch unabhängig von den Umweltstrafen, die Hamburg möglicherweise drohen, ist die Zukunft des Mühlenberger Lochs wohl eher eine politische Entscheidung, bei der es um die Abwägung geht, ob der Stadt 4.000 Dasa-Arbeitsplätze oder der Schutz bedrohter Enten-Arten wichtiger sind.

Unterdessen ist unklar, ob die Erweiterungsfläche je gebraucht wird. „Die Entscheidung, ob der A 3XX überhaupt gebaut wird, fällt erst 1998/99“, so Dasa-Sprecher Rolf Brandt gestern. Neben Hamburg bewerben sich auch Rostock, Sevilla und Toulouse um den Riesen-Jet (700 Insassen, 77 Meter lang). Bisher werden nach Auskunft Brandts in Hamburg allerdings nur zwei der insgesamt drei existierenden Airbusse des mittleren Typs gefertigt, während Toulouse durchweg die großen Maschinen endmontiert. gr/hh