RWE-Enkel vergiftet Arbeiter in USA

■ PVC-Hersteller in Louisiana muß zwei Arbeitern Millionen Schadenersatz zahlen. Noch 1.500 Klagen gegen Chemiefabrik offen

Berlin (taz) – Eine Chemiefirma, die dem größten deutschen Stromkonzern RWE gehört, verseucht im US-Bundesstaat Louisiana die Umwelt und gefährdet die Gesundheit von Beschäftigten und Anwohnern. Condea Vista, mit weltweit 1.400 Beschäftigten, der Zentrale in Houston und einem großen PVC-Werk in Lake Charles, ist Ende Oktober zu Schadenersatz von je einer Million Dollar für zwei erkrankte Arbeiter und zu einem Bußgeld von sieben Millionen Dollar verurteilt worden, das die Arbeiter erhalten. Die Arbeiter seien für acht Monate der vermutlich krebserregenden Chemikalie Ethylen Dichlorid ausgesetzt gewesen, so das Gericht. Die Substanz, die bei der PVC-Herstellung benötigt wird, war aus einer undichten Pipeline ausgetreten. Das Leck von Lake Charles gilt als einer der größten Störfälle der US- Chemieindustrie. Die Juroren des US-Gerichts sprachen in ihrem Urteil von einer „rücksichtslosen Vernachlässigung der öffentlichen Gesundheit“. 10 bis 20 Tonnen der Chemikalie sollen in die Umwelt gelangt sein.

Greenpeace berichtet, daß größere Störfälle in dem Werk kein Einzelfall seien. Siebenmal hätten die Sirenen des PVC-Herstellers seit 1992 vor Unfällen gewarnt. Der örtliche Fernsehsender KPLC strahle jedesmal einen von der Firma finanzierten Warnfilm „Sicher zu Haus“ aus, in dem Anwohner aufgefordert werden, Fenster und Türen zu schließen und die Klimaanlage abzuschalten.

Dave Prince, einer von 1.500 Klägern gegen das Werk, beschwert sich im neuen Greenpeace Magazin, sein Auto sei regelmäßig mit schwarzem Staub und milchiger Flüssigkeit bedeckt. Vier seiner Kinder hätten Krebs oder ein Nierenleiden. Prince spricht von Umweltrassismus, nahe dem Werk wohnten praktisch nur Schwarze. Condea Vista lobt in der öffentlichen Darstellung das eigene Umweltengagement, eine Stellungnahme der Konzernmutter RWE/DEA war gestern nicht zu erhalten. ten