Press-Schlag
: „Schatz, laß gut sein“

■ taz fordert: Schluß mit Elfmeterschießen

Die 48 Teams, die in dieser Woche im Uefa- und im Pokalsieger-Cup antreten, haben eine Pflicht. Sie müssen zeigen, was sie und ihre unterlegenen Kontrahenten bereits in der ersten Runde demonstriert haben: daß es auch ohne geht – ohne Elfmeterschießen.

Uefa-Cup-Rückspiele heute

(Fett = Elfmeterschießen droht)

1860 München - Rapid Wien (0:3, 20.30 Uhr, RTL)

KSC - Metz (2:0, 18 Uhr, ZDF)

Dinamo Tiflis - Braga (0:4)

Enschede - AGF Aarhus (1:1)

Zagreb - MTK Budapest (0:1)

OFI Kreta - AJ Auxerre (1:3)

Saloniki - Atletico Madrid (2:5)

SC Bastia - St. Bukarest (0:1)

Aston Villa - Bilbao (0:0)

Lyon - Inter Mailand (2:1)

Lazio Rom - Wolgograd (0:0)

Udinese - Ajax Amsterdam (0:1)

Valladolid - Sp. Moskau (0:2)

FC Liverpool - Straßburg (0:3)

Anderlecht - Schalke (0:1, Mi)

VfL Bochum - Brügge (0:1, Do)

Wir wollen es nämlich nicht mehr hören, wie Reporter kurz vor einem drohenden Shoot-out den „Höhepunkt“ beschwören, oder sogar dreist behaupten, jetzt komme endlich das, „worauf wir alle gewartet haben“. Von wegen Spannung!

Sieht man mal von den direkt betroffenen Fans ab, ist ein Elfmeterschießen nichts weiter als ein ödes Ritual; Fußball wird reduziert auf kleinkindkompatible Unterhaltung. Man kann sich gut vorstellen, wie es etwa heute abend in einem Haushalt zugeht, der beim Zappen beim Fußball hängengeblieben ist. Dann sagt er zu ihr oder sie zu ihm: „Ach, Schatz, laß mal gut sein, wir schalten dann zum Elfmeterschießen wieder rein.“

Der Schriftsteller Nick Hornby meint, das letzte große Elfmeterschießen habe es 1990 im WM-Halbfinale zwischen Deutschland und England gegeben; das Duell 1996 in Wembley sei nur noch ein müder Abklatsch davon gewesen.

Daß Elfmeterschießen immer langweiliger werden, ist ein Nebeneffekt der medialen Omnipräsenz des Fußballs. Vor einigen Wochen konnte man live ein erfolgreiches Penaltyschießen einer deutschen U16-Auswahl in Malaysia miterleben.

Gegen das Schießen vom berühmten Punkt spricht nicht zuletzt die Statistik der deutschen Mannschaften. Seit 1970 mußten west- und ostdeutsche Teams bei Europacupspielen 26mal ins Elfmeterschießen, nur fünfmal verloren sie. Die letzte Niederlage leistete sich Eintracht Frankfurt in der Saison 1993/94 gegen Casino Salzburg.

Die vorangegangenen Pleiten liegen sogar mehr als 20 Jahre zurück: 1975/76 ließen der 1. FC Magdeburg in Malmö sowie Carl Zeiss Jena bei Stal Mielec Zielsicherheit vermissen. Eine schwarze Saison war das nicht für die Kicker der Arbeiter und Bauern, denn am Ende schoß auch noch einer ihrer westdeutschen Brüder einen wichtigen Elfer überweg – Ulrich Hoeneß sorgte damit für die bisher einzige Shoot-out- Niederlage einer deutschen A-Auswahl.

Die übrigen vier Elfmeterschießen gewannen natürlich die Adlerträger. René Martens