Weiße Welten

■ In der Arktis und der Antarktis treffen die Leser auf Touristen, Abenteurer und Träumer

Das Träumen hilft nur den Träumern. Wünschen kommt von wollen, und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

So jedenfalls haben es Bauer Benno und seine Kuh Afrika erlebt. Aus heiterem Himmel träumte er plötzlich von Schiffen, Schiffen, Schiffen. Erst waren sie klein und paßten noch in sein Zimmer. Denn was er träumte, das nahm Gestalt an.

Doch weil man als Bauer nicht so einfach seine Scholle verlassen kann, wurden die erträumten Schiffe immer größer und bedeckten schließlich sein ganzes Land. Bauer Benno verstand immer noch nicht und suchte deshalb Hilfe bei den Ärzten.

Da war die Katastrophe perfekt, und es blieb nur noch die Flucht. Per Schiff natürlich, und Kuh Afrika wußte, wohin. Die großen, ruhigen Landschaftsbilder mit den Schiffen auf dem Trockenen laden zum Träumen ein.

Jens Rasmus: „Bauer Benno und seine Kuh Afrika“. Ab 4. Verlag Sauerländer, 26,80 DM

Einsame Freiheit

In derArktis leben Eskimos, Pinguine, Robben, Eisbären und immer wieder Forscher und Abenteurer. Einer von ihnen war der Hufschmied Jan Wenzel. Aus Unzufriedenheit verließ er 1893 seine mährische Heimat und machte sich auf in den Norden. In Sibirien baute er an der Transsibirischen Eisenbahn. Mit dem verdienten Geld zog er weiter Richtung Norden. Am Beringmeer tauschte er sein Gespann gegen Rentiere und Schlitten. „Endlich gab es nur noch Schnee und Eis und unbegrenzten Raum“. Das war die Freiheit, die er gesucht hatte. Lange sah er keinen Menschen und wäre eines Tages beinahe erfroren. Eskimos retteten ihn. Sie zeigten ihm, wie man in der Arktis überlebt. Dankbar versuchte er, auch ihnen zu helfen und sie vor Goldsuchern und Whisky zu beschützen. Nach 30 Jahren in der Arktis war aus dem Hufschmied ein berühmter Jäger und Kaufmann, Schriftsteller und Held geworden.

Peter Sis: „Die unglaubliche Ge- schichte des Jan Wenzel“. Ab 6. Carl Hanser Verlag, 24,80DM

Prima Klima

Von diesem Weiß gibt es in „Pin Kaiser und Fip Husar“ reichlich zu bewundern. In klarem und kräftigem Blau strahlen Himmel und Meer, und weiß glänzen die Eis- berge, der Schnee und die Bäuche von unendlich vielen Pinguinen. Einer von ihnen ist Pin Kaiser. Er zeigt dem Affen Fip Husar seine wunderbare Heimat. Fast tiefgefroren bringt er den Affen auf sein Schiff zurück und fährt – neugierig auf Afrika – mit in dessen Heimat. Dort ist alles grün, üppig und warm. Zu warm für den Pinguin. Da sie zusammenbleiben wollen, starten sie einen dritten Versuch. Doch auch der schlägt fehl. Jeder braucht seine Heimat. So wird aus der Freundschaft eine Brieffreundschaft.

Dieter Wiesmüller: „Pin Kaiser und Fip Husar“. Ab 5. Verlag Sauerländer, 29,80DM

Opa haut ab

Nach diesen schlappen Abenteurern zeigt uns ein Großvater, daß es nie zu spät ist für eine Heldentat. Einmal in seinem Leben will er echte Eisbären sehen. Heimlich macht er sich auf und davon. Seinem Enkel schreibt er, wie es so läuft. Da er mit seinem Hund und den Wölfen sprechen kann, stellt sich das Problem mit der Einsamkeit nicht und so manches andere auch nicht. Für ernsthafte Polarforscher ist das Buch sicher eine Provokation. Aber wer auch mal lachen will, obwohl es kalt ist, das Leben hart und die Polarkappen schmelzen, liest hier richtig.

Harry Horse: „Post aus dem Land des weißen Bären“. Ab 10. Arena Verlag, 19,80DM

Vaterunser

Auch in diesem Buch spielt der Großvater die Hauptrolle und na- türlich Robin, sein kleiner Enkel. Es ist kurz vor Weihnachten und so oft von Schnee die Rede, daß man irgendwann glaubt, Schnee zu riechen, zu sehen, zu fühlen. Er fällt über alle Konflikte, die so etwas zugedeckt wirken.

Wenn man nie von Gott redet, so ist es spätestens an Weihnachten soweit. Keiner glaubt an Gott, aber alle feiern seine Geburt. Der kleine Robin weiß, daß Papa nicht an Gott glaubt. Fragen in der Richtung nerven ihn. Großvater glaubt an Gott. Aber so richtig den Durchblick hat er auch nicht. Robin wartet vergeblich auf die große Klarheit. Und als er Opa bittet, mit ihm zu beten, und Papa die beiden erwischt, genau beim Vaterunser, ist der Bär los. Aber weil es Weihnachten ist und Opa toleranter als Papa, sind bald alle wieder nett zueinander. Robin darf sogar mit Opa abends in die Kirche gehen. Sie langweilen sich aber beide und freuen sich auf den Nachhauseweg, denn es schneit. Und zu Hause feiern sie ein wirklich schönes Fest.

Kuyper: „Robin und Gott. Eine Weihnachtsgeschichte“. Ab 5. anrich verlag, 19,80 DM Peter Huth