In Ilrand ist das Renklad lechts Von Larf Sotscheck

Irgendwann mußte es passieren. Zunächst hatte ich das Pärchen, das an der Tür geklingelt hatte, für Zeugen Jehovas gehalten und zu verscheuchen versucht. Da zückte der Mann in Kojak-Manier eine offiziell aussehende Marke und bellte: „Steuerfahndung.“ Ob ich nicht wisse, fragte er, daß man ein Auto innerhalb von 24 Stunden in Irland anmelden müsse, nachdem man es importiert hat? Diese Frist hatte ich recht deutlich überschritten: Ich fahre seit sechs Jahren mit deutschem Nummernschild herum. Lügen hatte keinen Zweck, soviel war klar. Die beiden schienen gut informiert. Jetzt ging es darum, ein gebührendes Maß an Zerknirschung zu zeigen.

Früher mußte man Einfuhrzoll in Höhe von 50 Prozent des Wagenwertes zahlen. Da Autos in Irland offenbar mehr wert sind als anderswo, war das ein teures Vergnügen. Dann kam der europäische Einheitsmarkt, die Zollgrenzen fielen, und alles blieb beim alten: Statt des Einfuhrzolls erfand die irische Regierung eine Kfz-Registrierungssteuer in gleicher Höhe. Und die hatte ich bisher hinterzogen, erklärte der Beamte vorwurfsvoll und gab mir eine Woche, die Sache in Ordnung zu bringen.

Die Kfz-Meldestelle am Hafen erwies sich als winziger Verschlag mit einem Fenster, hinter dem sich ein riesiger Saal für drei Beamte erstreckte. Einer von ihnen schüttelte entsetzt den Kopf: „Ihr Auto hat das Lenkrad links.“ Das war mir bekannt. „Sie wissen, daß die Autos in Irland Rechtssteuer haben, und gefahren wird auf der linken Straßenseite.“ Auch das war mir bekannt, schließlich hatte ich den Wagen unfallfrei bis zu seinem Amt gelenkt. Um die Autopapiere auszustellen, müsse er erst den Computer an die kontinental-europäische Lenkradvariante anpassen. Das könne dauern. „Gehen sie solange in den Pub an der Ecke“, befahl er. Es war zehn Uhr morgens. Um meine Autopapiere nicht mit Alkoholfahne abzuholen, trank ich einen Kaffee. Bei meiner Rückkehr machte der Beamte ein bedauerndes Gesicht und verkündete, sein Versuch, den Computer umzustellen, sei komplett fehlgeschlagen. Das Gerät habe, mit der Unterscheidung von rinks und lechts wohl überfordert, den Geist aufgegeben. Heute würde jedenfalls niemand mehr ein Auto in Irland anmelden können. Falls ich ihm 1.000 Pfund Registrierungssteuer daließe, würde er mir alles zuschicken.

Ich zahlte und ging. Dann war der Autoschlüssel weg. Ich hatte ihn steckenlassen, weil ich den Wagen auf dem bewachten Parkplatz einer Behörde so sicher wähnte wie in Abrahams Schoß. Irrtum. Da fiel mein Blick auf das Fenster der Amtsstube. Dahinter standen die drei Beamten, grinsend. Einer von ihnen schwenkte meinen Schlüssel vor dem Gesicht. Die Staatsdiener hatten sich des Schlüssels bemächtigt, als ich im Pub war. Das war sehr lustig.

Eine Woche später bekam ich tatsächlich die Papiere und einen Brief: „Sie haben drei Tage Zeit, um die Kfz-Steuer zu zahlen und sich irische Nummernschilder zu besorgen.“ Dafür gibt es eine andere Behörde. Dort erklärte man mir, daß ich einen Versicherungsnachweis vorlegen müsse, um die Steuermarke zu bekommen, die man an die Windschutzscheibe kleben muß. Wie ich an dieser Hürde ein ums andere Mal gescheitert bin, erfahren Sie am nächsten Montag.