Novartis-Genmais darf in die Schweiz

■ Doch Italien, Österreich und Luxemburg sind immer noch dagegen

Berlin (taz) – Gentech-Mais darf jetzt auch in der Schweiz zu Lebensmitteln verarbeitet werden. Wie das Bundesamt für Gesundheit gestern in Bern mitteilte, seien bei der Prüfung der vom Chemiekonzern Novartis eingereichten Antragsunterlagen keine gesundheitlichen Risiken festgestellt worden. Der Novartis-Mais, der mit einem aus dem Bakerienstamm Bacillus thuringiensis (Bt) stammenden Giftgen ausgestattet wurde, ist bereits in den USA, Argentinien und Japan zur Verarbeitung in Lebensmittel und für den Anbau zugelassen. Das von den Gen-Pflanzen produzierte Bt-Gift soll den Mais gegen die Larven des Maiszünslers schützen.

In der Europäischen Union (EU) hingegen wird über die Marktzulassung des Novartis-Mais noch heftig gestritten. Schon im Dezember 1996 erlaubte die EU- Kommission die Vermarktung der genmanipulierten Maiskörner. Danach ist die Einfuhr und Verarbeitung des Gentech-Mais, beispielsweise zu Stärke oder Flüssigzucker, zulässig. Noch immer machen aber Österreich, Italien und Luxemburg Druck gegen die EU- Entscheidung: Sie verhängten ein Einfuhrverbot, das die EU-Kommission trotz mehrerer Versuche nicht zu Fall bringen konnte.

Doch selbst die EU hat den Genmais noch nicht zum Anbau in Europa zugelassen. Denn der Bt- Mais ist vor allem deshalb umstritten, weil befürchtet wird, daß sich unter pflanzenfressenden Insekten Resistenzen gegen das Bt-Gift ausbreiten. Das selektiv gegen Insekten wirkende Bt-Gift wird seit Jahrzehnten als umweltverträgliches Bioinsektizid in der Landwirtschaft eingesetzt. Auch im Öko- Landbau darf es verwendet werden.

Die konventionellen Bt-Präparate sind nur kurze Zeit auf dem Acker wirksam: Sie werden durch die Einwirkung des Sonnenlichts abgebaut. Im Gegensatz dazu ist bei den Gentech-Pflanzen das Bt- Gift fast während der gesamten Wachtsumsperiode wirksam. Weil es über eine lange Zeit wirkt, begünstigt es, daß sich nur noch solche Insekten vermehren können, die resistent sind. So können schließlich ganze Insektenvölker resistent werden. Die Folge wird sein, daß auch die konventionellen Bt-Präparate wirkungslos werden.

Die USA hat daher für den Anbau von Bt-Pflanzen ein „Resistenz-Management“ vorgeschrieben: Besondere Anbaumethoden, wie die Mischung von genmanipulierten und normalen Pflanzen, sollen gewährleisten, daß genügend nichtresistente Insekten überleben, damit sich ihre Gene durchsetzen und das Insektenvolk anfällig für das Mittel bleibt. In der EU sind solche Auflagen nicht vorgesehen. Wolfgang Löhr