■ Weinprobe
: Der samtig-erdige aus La Mancha

Neun Monate Winter, drei Monate Hölle – nicht gerade lieblich ist das Klima von La Mancha („Trockenes Land“), der sanft hügeligen Landschaft in der Mitte Spaniens, wo einst Don Quichotte gegen Windmühlenflügel kämpfte. Hier herrschen Fröste bis unter minus 20 Grad, und im Sommer glüht die Hitze bis weit über 40 Grad.

In diesem rauhen und einsamen Landstrich wächst Wein, viel Wein: Die Mancha, so heißt es in Hubrecht Duijkers „Atlas der spanischen Weine“, ist die größte Weinbauregion Europas mit etwa 170.000 Hektar Anbaufläche. Zum Vergleich: In ganz Deutschland wird auf knapp 110.000 Hektar Wein angebaut.

Vieles geschieht mit dem Wein von La Mancha. Er wird destilliert; im besseren Fall zu Brandy, im schlechteren zu schnödem Industriealkohol. Was hier zu richtigem, trinkbaren Wein gemacht wird, stammt vorwiegend aus der Airn-Traube, der weltweit wahrscheinlich meistangebauten weißen Rebsorte.

Der Weinozean von La Mancha bestand bis vor kurzem überwiegend aus sehr gefälliger, schnell zu konsumierender Massenware. Aber hier wie auch in anderen Weinbauregionen Spaniens sind immer mehr Qualitätsinseln zu entdecken. Denn auch Spaniens qualitätsbewußte Weinproduzenten profitieren vom weltweiten Nachfrageboom nach Wein hohen und höchsten Prestiges. Immer mehr Leute, die was auf sich halten, insbesondere aus den Vereinigten Staaten, vom Persischen Golf und aus Asiens Tigerstaaten, haben Wein als Renommierobjekt entdeckt und dafür gesorgt, daß die Preise etwa berühmter Bordeaux-Weine sich stetig denen von Juwelen nähern; außerdem sind die High-Value- Weine lange vor der Ernte ausverkauft. Die Folge: Andere hochangesehene Weingegenden wie in Deutschland Mosel und Rheingau, in Italien die Toskana und Piemont ziehen preislich nach. Die weinliebenden Nichtmillionäre suchen bezahlbare Alternativen, und zum Beispiel Spanien bietet deren immer mehr.

Gewiß werden in La Mancha nicht die prestigeträchtigsten Weine der Welt gemacht, aber immer bessere. Die Genossenschaft Nuestro Padre Jess del Perdn ist eine der besagten Qualitätsinseln. Quantitätsmäßig ist sie wahrlich riesig: In einem guten Jahr werden die von 840 Mitgliedswinzern gelieferten Trauben zu über 14 Millionen Litern Wein gekeltert. Angesichts dieser gewaltigen Menge erstaunt das Niveau der Erzeugnisse. Vielleicht noch überraschender ist aber die Tatsache, daß die Reben auf einem Teil der Anbaufläche nunmehr sogar ökologisch angebaut werden. Aus dem ökologischen Anbau produziert die Kooperative einen Weiß- und einen Rotwein mit dem Namen Mundo de Yuntero („Eine Welt“). Der Rote wird zu hundert Prozent aus der Cencibel-Traube (weit bekannter unter dem Namen Tempranillo, wie sie im Rioja-Gebiet genannt wird) gekeltert. Er gefällt mit tiefer, purpurroter Farbe und einem vollen, runden, samtig-erdigen Geschmack. Ein angenehmer Begleiter eines Abendessens mit gebratenem Fleisch als Grundlage, nicht minder erfreulich zum rustikalen Abendbrot mit Wurst und Schinken oder einfach so zum geselligen Zechen. Eberhard Schäfer

Erhältlich ist der Mundo de Yuntero zum außerordentlich günstigen Preis von 7,80 Mark bei Wein & Glas Compagnie in der Prinz- regentenstraße 2 in Wilmersdorf.