Der Pleitegeier kreist über FC Union

■ Der neue Vorstand des Fußballclubs stößt bei der Suche nach Geldgebern auf wenig Resonanz

Wieder einmal läutet der 1. FC Union lautstark die Alarmglocken. Der Regionalliga-Verein hält heute eine „außerordentliche und letztlich entscheidende Pressekonferenz“ ab. Zwar sicherte Union- Präsident Heiner Bertram zu, daß die stark dezimierte Drittliga- Mannschaft die laufenden Spielzeit beenden werde, doch für die Zukunft ist offenbar keine Lösung mehr in Sicht. „Wir haben alles versucht und werden darüber Rechenschaft ablegen. Die Resonanz in der Wirtschaft ist gleich null.“

In den nächsten „zwei, drei Wochen müssen die Weichen gestellt werden“, meinte der Union-Boß. Die Alternativen lauten: „Entweder wir kämpfen um die Teilnahme an der neuen dritten Bundesliga, oder wir können uns gleich abmelden“. Das heißt: Union müßte in die Gesamtvollstreckung gehen und mit neuem Namen ganz unten beginnen.

Das größte Problem sind derzeit nicht die Schulden von vier bis fünf Millionen Mark, sondern ist die Finanzierung des laufenden Betriebes. Die Rettungsversuche des neuen Präsidiums – Kürzung der Prämien, weniger Gehälter durch Spieler-Abgänge, Zwangsverkäufe und die billige Trainer-Lösung mit Ingo Weniger – kommen offensichtlich zu spät. Zwar wurden die laufenden Kosten pro Monat von rund 250.000 Mark auf rund 130.000 Mark gedrückt, aber auch diese Summe ist für den angeschlagenen Verein in der Regionalliga nicht einzuspielen.

Die Liste der Rettungsversuche ist lang, seit die Wuhlheider 1993 durch einen Betrugsversuch bei der Lizenzierung den Aufstieg in die 2. Bundesliga verschenkten. Fehlende Bürgschaften, undurchsichtige Finanzpolitik, der Skandal um den Wuhlesportpark und „Mäzen“ Albrecht, „utopische“ Zuwendungen für die verkappten Profis sowie ein selbstherrlicher Führungsstil mehrerer Präsidenten führten den Verein in die Ausweglosigkeit. Der offenbar mit einer gehörigen Portion Naivität angetretene neue Chef Bertram konnte erst nach und nach in den ganzen „Schlamm“ vordringen.

Ob unter diesen Vorzeichen eine angedachte Hilfsaktion, bei der jeder Berliner fünf Mark für Union spenden soll, eine breite Öffentlichkeit finden würde, darf angezweifelt werden. Jens Mende/dpa