Hoff räumt schwere Fehler ein

■ Der ehemalige Chef der JVA Oslebshausen erklärt selbstkritisch vor dem Untersuchungsausschuß, daß er den Aussagen der Häftlinge zu wenig geglaubt habe

Der ehemalige Anstaltsleiter Hans-Henning Hoff hat gestern vor dem Untersuchungsausschuß eingeräumt, „schwerwiegende Fehler“gemacht zu haben. „Wenn mir das alles, was mir heute klar ist, schon damals bewußt gewesen wäre, hätte ich früher reagiert“, sagte Hoff. „Ich habe die Verantwortung nach außen hin, und dafür stehe ich auch ein.“Nachdem Ende 1996 bekanntgeworden war, daß in der Justizvollzugsanstalt Oslebshausen vier mutmaßliche Sexualstraftäter offenbar unter Mithilfe einer Beamtin von Mithäftlingen schwer mißhandelt worden waren und darüber hinaus ein Häftling von mehreren Beamten laut Kripo „regelrecht gefoltert“worden war, bat Hoff Ende Februar 1997 um seine Versetzung. „Das halte ich auch heute noch für folgerichtig“, sagte der Jurist, der inzwischen als Vormundschaftsrichter tätig ist. Er habe die Berichtspflichten damals verletzt. Dreimal sei er von der Behörde darauf hingewiesen worden, Bericht zu erstatten. Doch selbst als Hartmut Krieg, beim Justizsenator für den Strafvollzug zuständig, ihn ausdrücklich aufforderte, Strafanzeige zu erstatten, sei er untätig geblieben. „Nicht mal da habe ich reagiert“, ging Hoff gestern mit sich selbst hart ins Gericht. Auf die Frage nach dem Warum wußte er keine Antwort. „Ich habe an dieser Stelle viel gegrübelt, ich weiß es nicht.“

Er hätte den Aussagen der Häftlinge wenig Glauben geschenkt. Außerdem habe er sich darauf verlassen, daß der zuständige Abteilungsleiter die Tathintergründe klären würde. Daß Beamte in die Mißhandlungen verwickelt sein könnte, habe er lange nicht glauben können. Doch trotz der Vorfälle in Haus III dürfe man die gesamte JVA nicht über einen Kamm scheren, mahnte Hoff. 90 Prozent aller Beamten hätte eine „hervorragende Arbeit“geleistet.

Der Beamte Jürgen N., den die Staatsanwaltschaft für den Drahtzieher der Prügeleien hält, sei für eine härtere Linie bekannt gewesen, räumte Hoff ein. „Ich habe daraus aber nicht den Schluß gezogen, daß es deshalb zu rechtswidrigen Übergriffen auf Gefangene kommen würde“. Daß die Schicht zwei des Hauses III in der Anstalt als „Rollkommando“verschrien gewesen sei, „das ist bei mir nicht angekommen“, so Hoff. Die Einführung von Judit (Justizvollzugsdienste) hätte dazu geführt, daß er 1996 „ so viel gearbeitet“hätte „wie noch nie“.

„Je höher man kommt, desto weniger bekommt man mit“, hatte Hoffs Stellvertreter, der Psychologe Peter, kurz zuvor in seiner Vernehmung zugegeben. „Das ist so“, bestätigte Hoff. Peter war damals Teilanstaltsleiter und ist heute stellvertretender Anstaltsleiter. Er sei „oft der Kritiker“gewesen und hätte viele „konfliktorientierte Gespräche“geführt. Von den Übergriffen habe er trotzdem nichts mitbekommen. Er sei lediglich informiert worden, „daß Hoff Aktivitäten entwickelt hat“. „Aber ich war nicht gefordert, Aktivitäten zu entwickeln“, beeilte sich Peter hinzuzufügen. Andreas Lojewski zitierte aus einem Protokoll der Anstaltsleitersitzung vom November 1996. Damals sollte eine „Leitidee für den Strafvollzug“, eine Art Logo für die Justizvollzugsanstalt, entwickelt werden. Hoff wies laut Protokoll darauf hin, daß die von Peter entwickelte Leitidee ausführlicher sein müßte. Peter widersprach: Eine Leitidee müsse kurz und knapp sein. Fazit der Konferenz: Alle Beteiligten sollten weiter über die Umsetzung der Leitidee nachdenken. Lojewski: „Das signalisiert für mich völligen Stillstand“.

kes