Strafrunden und warme Duschen

■ Beim Training der Kleinstschüler-Eishockeymannschaft des Altonaer Schlittschuhlauf-Vereins

„Ich hab' keine Lust mehr“, brüllt Jennifer. Die Achtjährige setzt sich demonstrativ aufs Eis und schmollt. Fünfundzwanzig MannschaftskameradInnen wuseln derweil kreuz und quer um sie herum. Auch gutes Zureden vom Papa und den beiden Trainern läßt Jennifer zunächst kalt. Es dauert aber nicht lange, bis sie sich wieder Puck und Schläger schnappt. Das Training geht weiter.

Robin hingegen hat schon nach fünf Minuten die Nase voll. Er ist mit vier Jahren das Nesthäkchen der Kleinstschüler-Eishockeymannschaft des Altonaer Schlittschuhläufer-Vereins und übt mit seiner Mutter in einer Ecke der Eisfläche. „Heute ist er ein bißchen bockig“, schmunzelt die Mutter und folgt ihrem Sohn, der auf wackligen Kufen Richtung Umkleidekabine stapft, obwohl das Training gerade erst begonnen hat.

„Ich hab' Durst, Papa“, ertönt es aus einer anderen Richtung. Papa hat verstanden. Er verläßt die rund 20 anderen Mütter und Väter, die am Rand der Eisbahn über die Darbietungen ihrer Kinder diskutieren, und beeilt sich, seinem Sohn Lynes (8) die Trinkflasche zu reichen.

Wie die Eishockey-Minis auf dem Spielfeld, so wuseln die Eltern an der Bande, wenn es darum geht, beim An- und Ausziehen der klobigen Eishockeykluft zu helfen, tropfende Nasen zu putzen und anzufeuern. „Das habe ich auch schon mal schneller gesehen“, ruft ein Vater seinem Sohn zu. Weil der Filius unmotiviert den Puck weggeschossen hat, muß er zwei Extrarunden drehen. Das ist gar nicht so leicht, wenn einem ein Originaltrikot der nordamerikanischenProfiliga NHL um die Knie schlottert und dicke Schutzpolster nerven.

Bis zu 30 Kinder kommen regelmäßig zum Üben auf die Stellinger Kunsteisbahn. „Manchmal ist es schon etwas chaotisch und anstrengend, aber es macht sehr viel Spaß“, sagt Konny Ritter, die die Vier- bis Neunjährigen trainiert. In der abgelaufenen Saison gewannen die Altonaer Kufenflitzer fast alle in ganz Norddeutschland ausgetragenen Freundschaftsspiele. Eine feste Punktspiel-Liga gibt es nicht.

Sieg oder Niederlage seien ohnehin sekundär, meint Ute Reinhardt-Ellendorf, Pressewartin des Vereins. „Wichtig ist, daß die Kinder sich untereinander prima verstehen und ihren Spaß haben.“Im selben Moment öffnet sich die Tür der Umkleidekabine, ihr Sohn Johannes stürzt mit drohend erhobenem Schläger heraus und verfolgt Torwart Malte. „Alles nur Spaß“, beruhigen die umstehenden Eltern.

Tatsächlich gibt es beim Training höchstens ein paar blaue Flecken zu beklagen, selbst wenn es auf dem Eis zu Bauchlandungen kommt. Kaum hat die Trainerin das Signal zum Auswechseln gegeben, öffnet sich die Bandentür. Alle rennen sich gegenseitig über den Haufen und purzeln nacheinander auf die Eisfläche.

Felix, der Torschützenkönig des Teams, schnappt sich den Puck, spielt Verteidiger und Torwart aus und schiebt die Scheibe ins Netz. Seine Zukunft hat der Neunjährige schon fest geplant: „Ich möchte später in der NHL spielen. Aber höchstens fünf Jahre, weil meine Mutter meint, daß ich sowieso schon zuviel Sport mache.“

„Schluß für heute“, ruft Trainerin Ritter nach einer Stunde und entläßt ihre Schützlinge in die Umkleidekabine. Dort stehen die Eltern schon bereit. Nach einer warmen Dusche wartet Mama mit dem Handtuch auf die erschöpften Kufencracks von morgen.

Matthias Wohlrab

Kennenlern-Training: Sonntag 10 bis 12 Uhr (Wallanlagen), Kontakt: Konny Ritter (