VW muß Beteiligung der Belegschaft aufschieben

■ Aktionär gewinnt Verfahren gegen Volkswagen-Vorstand. Im Rennen um den Kauf von Rolls Royce sind die Wolfsburger weiter dabei, laut „Bild“-Zeitung sogar an der Pole Position

Wolfsburg/Berlin (dap/taz) – Die Volkswagen AG hat mit ihrer geplanten Ausgabe von Aktienoptionen an alle Mitarbeiter vor dem Landgericht Braunschweig eine Schlappe erlitten. Die 2. Kammer für Handelssachen gab am Mittwoch einer Klage des bekannten Würzburger Wirtschaftsprofessors Ekkehard Wenger gegen die Pläne statt und erklärte sie für unwirksam (AZ: 22 O 234/97). Zuvor hatten Gerichte in Stuttgart und Frankfurt vergleichbare Modelle der Gewinnbeteiligung von Mitarbeitern zugelassen, die sich auf das Topmanagement der jeweiligen Firmen beschränkten.

VW-Beschäftigte hätten nach dem Plan des Vorstands Optionsscheine kaufen können. Damit erwerben sie, grob gesagt, das Recht, in Zukunft Aktien des Konzerns zum heutigen, niedrigeren Preis zu kaufen. Das Risiko fallender Aktienkurse trägt der Konzern, der dann die Aktien wieder zurückkaufen würde. Nach Ansicht von Wenger verschafft der Aktienoptionsplan vor allem dem Management von VW unverdiente Vorteile, weil Vorstandsmitglieder und Topmanager des Konzerns je 1.000 Optionen, Manager je 100, die übrigen VW-Mitarbeiter im Inland aber nur je 10 der Papiere erwerben können. Bevor der Vorstand den Beschäftigten einen solchen Bonus gönne, müßte er die bisherigen Aktionäre außerhalb der Belegschaft besser informieren, was diese davon haben. Das Gericht gab Wenger in weiten Teilen seiner Argumentation recht.

Während vor Gericht die Lage für VW wenig nach vorne wies, meldete die Bild-Zeitung gestern einen Erfolg für Vorstandschef Ferdinand Piäch: Die Verhandlungen über einen Kauf der britischen Nobelmarke Rolls Royce stünden kurz vor dem Abschluß, meldete die größte Zeitung der Deutschen. Selbst Niedersachsens Ministerpräsident – und damit VW-Großaktionär – Gerhard Schröder sei am Samstag schon mit Piäch im neuen Rolls-Royce-Werk in England gewesen, um den Vertrag unter Dach und Fach zu bringen. Der Kaufpreis liege bei etwa einer Milliarde Mark. Der Verkäufer, der britische Vickers-Konzern, dementierte jedoch: Man verhandle zwar mit VW, aber auch mit anderen Bewerbern – darunter weiterhin BMW. Die Bayern liefern schon länger Motoren für Rolls Royce und drohen im Fall eines Verkaufs an VW mit dem sofortigen Stopp aller Lieferungen. Vickers hofft nach eigenen Angaben, eine Grundsatzvereinbarung über den Verkauf Anfang/Mitte April bekanntgeben zu können. VW in Wolfsburg wollte gestern bis Redaktionsschluß keinen Kommentar abgeben. Auch die Staatskanzlei in Hannover äußerte sich nicht. rem