Rumäniens orthodoxe Kirche stand loyal auf Seiten der Herrschenden jedweder Couleur

Die Wurzeln des Konflikts zwischen der orthodoxen und der griechisch-katholischen Kirche reichen weit in die rumänische Geschichte zurück. Im Vielvölkergebilde Siebenbürgen, das erst seit 1918 zu Rumänien gehört und davor Teil des Habsburgerreichs war, war die orthodoxe Kirche, der die Rumänen angehörten, als einzige Kirche nicht anerkannt und somit auch nicht von Feudallasten befreit.

Ende des 17.Jahrhunderts zogen Jesuiten den orthodoxen Klerus erfolgreich auf die Seite Roms; die formale Kirchenunion wurde 1700 geschlossen. Die neue Kirche durfte Elemente der byzantinischen Lithurgie beibehalten – daher auch der Name griechisch- katholische Kirche.

Im Zuge der Union genoß der Klerus der neuen Kirche endlich eine Befreiung von Fronpflichten sowie Adelsprivilegien und Zugang zu Schulen und Universitäten. Diese Privilegien ermöglichten es, daß im Schoße der griechisch-katholischen Kirche im 18.Jahrhundert erstmals eine rumänische Nationalbewegung entstand, deren Emanzipations- und Reformbestrebungen später auch stark auf den Unabhängigkeitskampf der rumänischen Fürstentümer Walachei und Moldau ausstrahlten.

Die rumänische orthodoxe Kirche hingegen, die seit 1885 autokephal, also von Byzanz unabhängig ist, konnte sich solcher Verdienste weniger rühmen. Sie hatte sich gegenüber den jeweiligen Herrschern als weitgehend loyal erwiesen und kompensiert dies bis heute mit einer streng nationalistischen, rumänozentristischen Rhetorik.

In der Zwischenkriegszeit stieg sie zur verfassungsmäßigen Staatskirche auf und behielt diesen Rang auch unter den Kommunisten inoffiziell bei. Die griechisch-katholische Kirche hingegen wurde 1948 von den rumänischen Kommunisten verboten, um den Papst als westlichen Einflußfaktor loszuwerden. Die orthodoxe Kirche bekam nicht nur die meisten ihrer zweitausend Kirchen und weiterer Immobilien, sondern konnte auch ihre Minderheitenposition in Siebenbürgen durchbrechen.

Die Kollaboration der orthodoxen Kirche mit den Kommunisten und der Geheimpolizei Securitate – darunter die Beihilfe vieler orthodoxer Priester zur grausamen Repression gegen den griechisch-katholischen Klerus – gehört zum Kapitel, über das orthodoxe Würdenträger bis heute schweigen. Einzig der orthodoxe Metropolit des Banats, Nicolae Corneanu, legte nach 1989 ein vorsichtiges persönliches Schuldbekenntnis ab.

Keno Verseck