Weiterhin Warten auf Konzepte

■ Giftiger Hafenschlamm soll erneut im Meer entsorgt werden

Der Hafenschlamm in Bremerhaven ist tatsächlich hochgradig mit dem giftigen Tributylzinn (TBT) vergiftet. In werftnahen Gegenden, wo das TBT aus Schiffsanstrichen anfällt, wurden Höchstwerte bis zu 157.406 Mikrogramm pro Kilo Trockensediment gemessen. Durchschnittlich wurden in den Gebieten des Überseehafens, in denen die Fahrrinnen durch Baggerarbeiten freigehalten werden muß, zwischen 312 und 585 Mikrogramm gemessen. Das geht aus einer großen Anfrage der Grünen an den Häfensenator hervor, in der erstmals das Ausmaß der Verseuchung offiziell anerkannt wird.

Die EU-Norm besagt, daß ab 80 Mikrogramm von einer Verklappung des Schlammes abgesehen werden soll. Gestern aber teilte Häfensenator im Häfenausschuß mit, daß der TBT-vergiftete Hafenschlamm voraussichtlich wieder einmal in die Nordsee gekippt wird – ein letztes Mal, so die Hoffnung, bevor andere Konzepte greifen.

Wie diese Konzepte aussehen könnten, steht bislang in den Sternen. Zwar hatte Niedersachsen eine Verklappung vor kurzem verboten – doch jetzt, so fürchten Umweltverbände und die Grünen, droht Niedersachsen wieder einzuknicken. „Wir müssen dieses Jahr noch einmal eine Teilmenge von 350.000 bis 400.000 Kubikmeter verklappen“, teilte der Häfensenator den Mitgliedern des Häfenausschusses gestern mit. „Wir sagen: keine weitere Verklappung sondern Landdeponierung“, hält Peter Willers von der Aktionskonferenz Nordsee dagegen.

Am 26. Februar hatte Beckmeyer einen Bittbrief an Niedersachsens Umweltministerin Monika Griefhahn geschickt, doch noch einmal das niedersächsische Wasser mit Giftschlamm verschmutzen zu dürfen Wenn der verseuchte Matsch nicht schnellstens aus dem Hafenbecken gebaggert wird, bleiben bald die Schiffe stecken. Vorgestern gab es ein Gespräch zwischen Umweltministerium und Häfenressort. Entschieden sei zwar nichts, sagte Eva Maria Retzing, Pressesprecherin des Umweltministeriums in Hannover. Beckmeyer indes glaubt, einen „kooperativen Partner“vorgefunden zu haben. Fest steht: Geld für die Entsorgung an Land hat Beckmeyer noch nicht aufgetrieben.

Was nun geschieht, ist offen. Ein angedachter Weg der Verklappung: statt ins Wattenmeer könnte der Schlamm weiter draußen abgekippt werden. Die Umweltverbände vergleichen das TBT-Problem mit Dünnsäureverklappung und werfen Beckmeyer „grenzenlose Ignoranz“vor. cd