Oppositionspolitiker in Ungarn bei Anschlag unverletzt

■ Zum Hintergrund der Tat eine Woche vor den Parlamentswahlen gibt es keinerlei Hinweise

Budapest (taz) – Eine Woche vor den Parlamentswahlen ist in Ungarn ein Anschlag auf einen prominenten Oppositionspolitiker verübt worden. Vor der Budapester Wohnung des Vizepräsidenten des nationalliberalen „Verbandes junger Demokraten – Ungarische Bürgerpartei“ (FIDESZ- MPP), Jozsef Szajer, ging am Freitag kurz vor Mitternacht eine Bombe mit großer Sprengkraft hoch. Verletzt wurde dabei niemand; der 37jährige Szajer und seine Familie hielten sich zu dem Zeitpunkt nicht in der Wohnung auf. Der Sachschaden an dem Wohnhaus war allerdings so groß, daß sämtliche Bewohner vorerst evakuiert werden mußten.

Dies ist bereits der zweite Anschlag innerhalb kurzer Zeit auf einen Oppositionspolitiker. Mitte März war auf den Chef der rechtsnationalen „Kleinlandwirtepartei“ (FKGP), Jozsef Torgyan, ein Anschlag verübt worden. Ebenso wie damals tappt die Polizei auch beim Anschlag gegen Szajer im dunkeln. In beiden Fällen gibt es weder Hinweise auf die Täter noch auf deren Motive. Zu den Taten hat sich bisher niemand bekannt.

Die Polizei bestritt am Wochenende auch, daß es zwischen den beiden Anschlägen einen Zusammenhang gebe. Szajer sagte am Wochenende gegenüber der Presse, er habe bisher keinerlei Drohungen erhalten. Der Verband junger Demokraten kommt laut Wahlumfragen auf den zweiten Platz nach den regierenden Sozialisten.

Ungarische Oppositionspolitiker kritisierten nach dem Anschlag gegen Szajer zum wiederholten Mal den Zustand der öffentlichen Sicherheit. Torgyan beschuldigte am Wochenende die Polizei, daß sie die Untersuchungen zum Anschlag auf ihn verschleppe. Politiker der regierenden sozialistisch- liberalen Koalition, darunter der Ministerpräsident Gyula Horn, wiesen jedoch die Vorwürfe zurück und sagten, der Anschlag werde den geregelten Ablauf der Wahlen am kommenden Wochenende nicht gefährden. Keno Verseck