Blaue Pille war harmlos

■ Doping-Prozeß: Mögliche Schädigungen durch Oral-Turinabol waren 1974 unbekannt

Berlin (dpa) – Gesundheitliche Schädigungen durch die Vergabe der Hormon-Pillen Oral-Turinabol waren 1974 einer Produktinformation des Herstellers VEB Jenapharm zufolge unbekannt. Dies geht aus einem am Montag im Pilotprozeß um das Doping im DDR-Sport vor dem Berliner Landgericht verlesenen Papier hervor. „Bei Oral-Turinabol sind derartige Nebenwirkungen selbst bei längerer Anwendung bisher nicht bekanntgeworden“, heißt es in dem für Ärzte und Apotheker verfaßten Schriftstück. Dagegen seien bei gespritzten Hormonpräparaten eine tiefer werdende Stimme und bei Frauen eine Vermännlichung möglich. In dem Prozeß müssen sich vier frühere Trainer und zwei Ärzte des SC Dynamo Berlin wegen Körperverletzung verantworten. Sie sollen von 1974 bis 1989 minderjährigen Schwimmerinnen männliche Hormonpräparate ohne deren Wissen verabreicht haben. Dabei habe es sich sowohl um blaue Oral-Turinabol-Pillen als auch um Spritzen mit dem männlichen Hormon Testosteron gehandelt.

Zu Beginn des elften Verhandlungstages ließ das Landgericht die am vergangenen Mittwoch angehörte frühere Rückenschwimmerin Birgit Heike Matz als nunmehr dritte Nebenklägerin zu.